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aus dem moabiter kriminalgericht
Ehemann
gab Mord an seiner Frau in Auftrag
von Barbara
Keller
11. Januar 2006.
Kriminalgericht Moabit. 35. Große Strafkammer.
Am 2. Februar 2005 trifft sich Pensionsbetreiber Gerd W.
(55) mit seinem ehemaligen Angestellten, Mario H. (36), in
einem Café im Einkaufszentrum 'Helle Mitte' in
Hellersdorf. Neben 15.000 Euro und einer lupenreinen
Beurteilung verspricht er dem von ihm fristlos
Gekündigten 500 Euro sofort und 5.000 Euro für
danach, wenn er seine Frau, Renate W., ermordet. Nur zum
Schein geht Mario H. auf das Angebot ein. Als Gerd W. am
Tattag gegen 18:30, es ist der 10. März 2005, die
Auftragsarbeit "abnehmen" will, erwartet ihn bereits die
Polizei.
(zu weiteren
Beiträgen und zum
Urteil vom 27. Febr. 2006!)
Freispruch
nach Revision
im 2. Hauptverfahren
(26.08.2010)
Gerd W. ist gelernter Maschinenbauer,
aufgewachsen in der Umgebung Schwerins
(Mecklenburg-Vorpommern), verheiratet und hat zwei Kinder
im erwachsenen Alter. Er führt eine kleine Pension,
28 Personen. Die Büros liegen im Einkaufskomplex
'Helle Mitte' in Hellersdorf. Renate W., seine Frau,
führt die Bücher und einen kleinen
Trödelladen in Schmargendorf. Jüngst haben sie
aufgestockt mit einem Haus in Heiligensee. Alles wunderbar
möchte man meinen.
Doch Gerd W. ist seit mindestens 15
Jahren zunehmend unzufrieden. Er fühlt sich von
seiner Frau untergebuttert, gedemütigt. Seinem
einzigen Angestellten, Hausmeister Mario H., klagt er
wiederholt sein Leid. Anfangs hält Mario H., seit
1997 bei Gerd W. beschäftigt, es für 'blanken
Stuss', dass ihn sein Chef für einen Auftragsmord an
seiner Gattin gewinnen will. Doch 2003 erhalten die
werbenden Anfragen allmählich Kontur.
Scheidung? - Dann verliere ich
doch alles!
Zunächst schlägt Mario H.
seinem Auftraggeber ausweichend vor: "Lass dich doch
scheiden. Oder geh zur Eheberatung." Aber Gerd W.
entgegnet nur: "Dann verliere ich doch alles!" Später
will Gerd W. die Sache offenbar nun mit einem ehemaligen
Pensionsbewohner, einem gebürtigen Libanesen,
durchziehen.
Damals hält Mario H. seinem Chef mit
einer Zeugenaussage vor Gericht den Rücken frei: er
bescheinigt ihm ein harmonisches Eheleben. Einen ersten
konkreten Mordtermin, den Gerd W. auf den Knien erbettelt
haben soll, im November 2004 lässt der Hausmeister
scheinheilig platzen: er erkrankt - wie auf Bestellung.
Als der wegen Körperverletzung
vorbestrafte Mario H. allerdings auf seiner Arbeitsstelle
zünftigen Mist baut, erhält er von Gerd W.
prompt die fristlose Kündigung. Nun hat Gerd W.
endlich einen Hebel. Bei einem anberaumten
Schlichtungsgespräch über die fristlose
Kündigung in einem Café des Einkaufszentrums
'Helle Mitte' gegenüber Saturn erklärt Gerd W.:
"Ich schreibe dir was und du machst das endlich mit meiner
Frau klar."
Schönen Tag noch!
Mario H. steht sprachlos auf und
entgegnet nur: "Schönen Tag noch!" Dann geht er, er
will sich nicht erpressen lassen, zu einem Rechtsanwalt
und später, in Zusammenarbeit mit der Kripo, zum
Schein auf das Angebot ein.
Letzteres wird später von Gerd W.
präzisiert: eine lupenreine Beurteilung, 500 Euro
sofort, 5.000 Euro nach der Tat, 15.000 Euro auf
Abzahlung. Tatsächlich parkt der verbiesterte Ehemann
am Tattag, dem 10. März 2005 gegen 18:30, mit seinem
Wagen vor dem Trödelladen seiner Frau in der
Breitestraße in Schmargendorf. Nach "Abnahme" der
Auftragsarbeit sollen 5.000 Euro fließen. Doch dazu
kommt es nicht. Gerd W. später über seine
Verhaftung durch die Polizei: "Punkt Halb kam der Zugriff.
Als ob mir jemand mit dem Knüppel auf den Kopf
gehauen hätte."
Bei seiner Vernehmung am 18. März
2005 legt Gerd W. ein volles Geständnis ab. Ein
halbes Jahr später erhält er Haftverschonung und
ist seit dem 10. September 2005 gegen strenge Auflagen auf
freiem Fuß. Vor Gericht am 11. Januar 2006 erlebt
der Prozesszuschauer einen mit sich beschäftigten,
larmoyant klagenden Gerd W. Der Angeklagte zieht über
seine Frau her und behauptet, entgegen seinem bereits
abgelegten Geständnis, sein Angestellter, Mario H.,
habe ihm die Tat suggeriert. Am Tatort sei er lediglich
aufgekreuzt, um den Mord zu verhindern.
Ich war genauso fleißig wie
sie
Sein eheliches Martyrium schildert Gerd
W. so: Weil er schnarchte, durfte er angeblich nicht mehr
im gemeinsamen Schlafzimmer nächtigen. Seine Frau sei
immer übellaunig gewesen, hätte ihn überall
schlecht gemacht. Zitat: "Ich war genauso fleißig
wie sie." Und trotzdem hätte sie an ihm
herumgemäkelt. Vor lauter Angst vor seiner Frau
hätte er sich schließlich nachts in seinem
Zimmer eingeschlossen.
Bergab ging es mit der Ehe offenbar,
nachdem Gerd W. 1989 fremdgegangen war. Später
erhoffte er sich von einer Schilddrüsenoperation oder
dem Vorübergehen der Wechseljahre bei seiner Frau
eine Besserung des ehelichen Verhältnisses. Gerd W.
über seine Frau: "Ich habe sie prinzipiell geliebt.
Es wäre schön gewesen, wenn sie so geblieben
wäre, wie sie war."
Voll authentisch
Auch der Rechtbeistand des Angeklagten
scheint mit der inkonsequenten Haltung seines Mandanten
überfordert und erklärt nach dessen
Ausführungen: "So ist er - das ist
Authentizität." Die Diskrepanz in den Aussagen von
Gerd W. sei nicht prozesstaktisch bedingt.
Gerd W. drohen jetzt u. a. nach § 26
der Strafgesetzbuch bis zu 15 Jahre Haft, denn dort
heißt es: "Als Anstifter wird gleich einem
Täter bestraft, wer vorsätzlich einen anderen zu
dessen vorsätzlich begangener rechtswidriger Tat
bestimmt hat." - Und auch der Versuch ist strafbar.
Für den nächsten Prozesstag (18.01.06,
9:30, Saal 500) sind neben den Zeugenaussagen
zweier Polizeibeamter auch die Erklärungen der
Ehefrau und der Tochter des Angeklagten vorgesehen.
NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3
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Pensionsbetreiber Gerd W. (55) gab bei
einem ehemaligen Angestellten den Mord an seiner Frau Renate
in Auftrag. Er fühlte sich von ihr gegängelt und
gedemütigt: "Sie ließ meine Meinung nicht
gelten. Auch wenn ich eindeutig im Recht war!"
Geständnis und Relativierung. - Auch der Rechtsbeistand
von Gerd W. ist von der inkonsequenten Haltung
seines Mandanten irritiert und erklärt: "So ist er
- das ist Authentizität."
Mario H. (36), damals Hausmeister bei Gerd
W., nahm zum Schein den Auftrag zum Gattinnenmord an. Auf
Knien soll Gerd W. ihn gebeten haben, 'die Sache mit seiner
Frau' endlich zu erledigen.
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