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Gerichtsreportagen


Geschlagen, missbraucht, gedemütigt


von von Barbara Keller

11.01.2012, Moabiter Kriminalgericht, 11. Große Strafkammer
In dem Verfahren gegen einen 61-jährigen, gehörlosen Frührentner, der im Winter 2010 seine Ehefrau psychisch und physisch gequält und auch sexuell genötigt haben soll, wird in Kürze das Urteil erwartet. Der einschlägig vorbestrafte Angeklagte suggeriert dem Gericht bislang, seine Gattin habe sich die Verletzungen selbst beigebracht. Das mutmaßliche Opfer indessen, das wegen psychischer Probleme anerkannt schwerbeschädigt ist, hat seinerseits eine Falschaussage eingeräumt.
Beitrag vom 15. Juni 2011


Laut Anklage soll Bernd L.-C. seine Ehefrau Mireille L.-C. am Nachmittag des 20. Dezember 2010 in der gemeinsamen Wohnung in Berlin Wedding eingesperrt und dann bis zum frühen Morgen des nächsten Tages auf vielfältige Art gequält und gedemütigt haben.

Der Prozess begann bereits Mitte Juni 2011. Weil Bernd L.-C. jedoch gehörlos ist und die Gebärdensprache nicht beherrscht, wird jedes gesprochene Wort für den Angeklagten in Schriftform gebracht und auf einen großen Monitor übertragen. Bernd L.-C. widerspricht bislang den Tatvorwürfen.

Mireille L.-C. hatte während einiger Prozesstermine, in denen die Öffentlichkeit ausgeschlossen war, die mutmaßlichen Geschehnisse geschildert. Danach soll ihr ehemaliger Lebenspartner sie unter anderem mehrfach dazu gezwungen haben, ihn zu befriedigen. Bernd L.-C., der bereits 1995 wegen Tätlichkeiten gegen seine vormalige Gattin zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt wurde, soll seiner zweiten Ehefrau gedroht haben, ihr die Vagina mit dem Messer aufzuschlitzen und ihr Nase und Ohren abzuschneiden. Die Zeugin soll darauf die tätliche Gegenwehr eingestellt haben.

Am 11. Januar 2012 war die Polizeibeamtin Anna Z. (36) als vermutlich letzte Zeugin dieses Verfahrens zu hören. Weil ihr Kollege Sch. mit Mireille L.-C. nicht zurecht kam, übernahm sie am 21. Dezember 2010 den Großteil der Vernehmung. Rund drei Stunden befragte die Ermittlerin das mutmaßliche Opfer, das seine Aussagen, wie sie berichtet, in einem 'angenehmen französischen Akzent' vortrug.

Die Polizeibeamtin hält die Aussagen der Zeugin für glaubhaft. Mireille L.-C. hatte leichte Schnittverletzungen im Gesicht, eine Brandwunde von einer ausgedrückten Zigarette auf dem Rücken, ihre Haare waren auf einer Seite des Kopfes abrasiert.

Auf den Bauch der Zeugin soll der Angeklagte den Spruch "Ich bin eine Fotze" mit einem Stift aufgebracht haben. Davon ist, als Mireille L.-C. ihre Aussage macht, nur noch das "Ich" zu lesen. Die Polizeibeamtin, die seit über sieben Jahren ausschließlich mit Sexualdelikten befasst ist und jede Ausbildung in diesem Bereich wahrgenommen hat, hegt keine Zweifel an der Aussage von Mireille L.-C. Sie sagt: "Das sah man. Wie fertig sie aussah."

Dennoch sucht die Verteidigung des Angeklagten weiter Zweifel an den Aussagen von Mireille L.-C. zu streuen, die wegen psychischer Probleme anerkannt schwerbeschädigt ist und eine unwahre Aussage bereits eingestanden hat.

Am 23. Januar 2012 wird das Verfahren um 13:00 im Saal B306 mit dem Gutachten des forensisch-psychiatrischen Sachverständigen Christian Winterhalter fortgesetzt. Am 25. Januar 2012 könnte das Urteil fallen.



NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




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Der Prozess schleppt sich hin, da der Angeklagte gehörlos ist und die Zeugenaussagen transkibiert auf einen Monitor übertragen werden. Während der Zeugenaussagen des Opfers blieb die Öffentlichkeit ausgeschlossen.


Eingang zum Sitzungssaal.
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