Der gedachte Hintergrund des vorliegenden, raffinierten Psychokrimis ist Argentinien nach der
Diktatur Jorge Videlas und nach der
ökonomischen Krise, die aus einem Wohlstandsstaat ein Dritte-Welt-Land machte.
Der Journalist Manuel Carraspique ist mit dem Auto unterwegs und gabelt auf seiner Fahrt einen Geistlichen auf. Bei einem Zwischenstopp geben sich die Beiden einem sinnlosen Saufgelage hin.
Als Manuel später erwacht, findet er sich bewegungsunfähig, lädiert bis zur Unkenntlichkeit in einem Krankenhaus wieder. Bei der trunkenen Weiterfahrt muss es zu einem Unfall gekommen sein, folgert der Journalist.
Doch der Mann im Nachbarbett ist nicht sein kurzzeitiger Reisebegleiter, wie er glaubt. Der ist tot. Nein, der wie eine Mumie verbundene und offensichtlich im Sterben liegende Mann ist der arme verwirrte Prudencio Márques, der in einem Moment geistiger Verwirrtheit und großer Verzweiflung Frau und Kind tötete.
Der Journalist wittert die (!) Toppstory und horcht seinen Bettnachbarn mit aller ihm zur Verfügung stehenden Verve aus. Die stockenden Erzählpassagen des Delirierenden sucht er, zu einer plausiblen Geschichte zusammenzufügen. Zum Verständnis dieses Flickenteppichs bedarf es, wie sich herausstellt, jedoch noch einen weiteren Übersetzers…
Fazit: In der Verunsicherung, im Morast der Krise und des Chaos gedeihen Egomanen klinischer Fasson bekanntermaßen am prächtigsten. Die Krise bietet Manipulierern aus zwanghafter Leidenschaft ein weites Feld der Möglichkeiten. Man möchte meinen, sie sterben aus, sobald die Kloake trocken gelegt ist. Das Unausrottbare dieser Spezies in all seiner boshaften Couleur durchlebt der Leser mit Chamäleon Cacho. - Ein originelles Verwirrspiel.
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Raúl Argemí wurde 1946 in La Plata, Argentinien, geboren. 1974, während Videlas Militärdiktatur, wurde er verhaftet und verbrachte zehn Jahre im Gefängnis. Nach seiner Freilassung arbeitete er als Redakteur in Patagonien und veröffentlichte 1996 seinen ersten Roman. Im Jahr 2000 zog er nach Spanien. Seither verfasste er fünf weitere Romane, die mit wichtigen Preisen ausgezeichnet wurden. Raúl Argemí zählt zu den markantesten Gegenwartsautoren Lateinamerikas.
(...sagt der Unionsverlag)