Paul Trimmel, Hauptkommissar und stellvertretender Leiter der Kriminalgruppe I, Hamburg, kennt nichts außer seiner Arbeit. Entsteht straftatrelevanter Ermittlungsbedarf leckt Trimmel, bar jeglicher familiärer Bindung oder Freunden, rasch Blut wie ein junger Jagdhund, der Beute wittert.
Als Trimmel im Sommer 1970 das Fernschreiben der Kollegen Ost wieder aus dem Papierkorb fischt, ist der darin skizzierte 'Fall' bereits zu den Akten gelegt: der Fund eines vierjährigen, toten Jungen, dessen Identität die Kripo aus dem Osten nun für geklärt hält. Doch dem Hauptkommissar springen einige augenfällige Ungereimtheiten sofort ins Gesicht.
Christian, so heißt der fragliche Junge, ist der uneheliche Spross einer Liaison Ost-West. Die Mutter eine bildhübsche Leipzigerin, der Vater ein reicher Hamburger Chemiker. Letzerer lebt als Witwer mit seinem leukämiekranken Sohn, der im gleichen Alter wie sein Halbbruder aus dem Osten ist.
Als Trimmel bei Landsberger, dem Hamburger Witwer, eine Stippvisite in seinem neuen Frankfurter Domizil unternimmt, springt ihm ein quicklebendiges Kind mit sächsischem Dialekt entgegen. Nanu, das soll also der leukämiekranke Sohn des Witwers sein, fragt sich Trimmel skeptisch. Trimmel nimmt Witterung auf und reist – heimlich - in den wilden Osten…
Wie so oft dreht sich auch in diesem Fall alles um das Goldene Kalb und um Liebe. So authentisch der Fall aus der Zeit des 'Kalten Krieges' erscheint, Autor und Ex-Gerichtsreporter Friedhelm Werremeier betont bereits in seiner dem Krimi vorangestellten Erklärung die Fiktion der Handlung.
Mit Werremeiers Krimi werden noch einmal die Beengtheit und die Bedrängnisse der Mauerzeit lebendig. Zeiten, in denen skurrile Hoffnungen und Illusionen wie Unkraut im Unrat des Niemandslandes wucherten.
Wir wissen nicht, was wir von der Figur des renitenten Hauptkommissars Trimmel halten sollen. Doch wir neiden ihm völlig wertfrei seinen Beamtenjob, der ihm Raum zu purer Selbstverwirklichung bei voller Lohnfortzahlung bietet.
"Taxi nach Leipzig" ist einer der zehn von Frank Göhre bei der Edition Köln herausgegebenen Kriminalromane, die zwischen 1957 und 1993 erstveröffentlicht wurden und nun als eine Art Sittengeschichte neu gelesen werden können.
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Friedhelm Werremeier, geb. 1930 in Witten. Arbeitete lange Zeit als Reporter mit dem Spezialgebiet Prozess- und Kriminalberichterstattung und als Ressortleiter beim "Stern". Sein privates Archiv umfasst heute 1500 Dokumente, allein das ist bereits eine Kriminalgeschichte Deutschlands."
(... sagt Edition Köln)