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krimirezensionen ab 2003
Der arme Berg
von Barbara Keller
Schon wieder: Gotland, das kleine, friedlich in der Ostsee wabernde schwedische Eiland ist erneut Schauplatz einer Serie schauriger Morde. Zielgruppe böser Machenschaften ist dieses Mal die Galeristenzunft. Weh dem, so scheint's, der den Werken eines Dardel zu nahe kommt. Eröffnet wird der blutige Reigen mit Egon Wallin, den es bei 17 Grad Kälte an der Stadtmauer von Visby erwischt. Und dort kommt er auch zu hängen.
Der erfolgreiche Galerist Egon Wallin, verheiratet, zwei erwachsene Kinder, ist auf der Flucht vor seinem bisherigen Leben. Er plant einen Neuanfang auf dem Festland in Stockholm. Heimlich hat er die Galerie versilbert, sich in eine Stockholmer Galerie eingekauft und bereits den Möbelwagen für Montag bestellt.
Eine letzte Vernissage, dann soll der Drachen steigen. Seine nichtsahnende Gattin, Monika Wallin, wird sicher der Schlag treffen. Doch dazu soll es in dieser Form nicht mehr kommen. Am späten Abend der erfolgreichen Ausstellungseröffnung, auf dem Weg zu seiner außerehelichen Beziehung, überrascht es den Abtrünnigen am Stadttor bei klirrendem Frost.
Als die Hotelangestellte Siv Eriksson am darauffolgenden Morgen an der Stadtmauer entlang zur Arbeit eilt, macht sie an einem der größten Tore der Kleinstadt einen grausamen Fund: den still im Stadttor pendelnden, schnell erkaltenden Egon Wallin.
Das entsetzliche Verbrechen an dem freundlichen, allseits beliebten Mann ruft neben allerlei Schaulustigen die Kripo, sprich den glücklich mit einer dänischen Hebamme verheirateten Andreas Knutas auf den Plan. Kurz darauf ist auch das schwedische Fernsehen in Person Johan Bergs vor Ort.
Johan Berg eilt auf schnellen Freiersfüßen auf die winterlich unwirtliche Insel. Noch immer wartet er auf ein Ja-Wort seiner Angebeteten Emma Winarve, mit der er ein acht Monate altes Töchterchen hat und seit drei Jahren in Fernbeziehung lebt.
Doch wurde der leidenschaftlich investigativ arbeitende Journalist bereits im letzten Fall stark in Mitleidenschaft gezogen, trifft es ihn dieses Mal dreifach hart.
Fazit: Von psychischen Abgründen, traurigen Verblendungen, begründeten Sehnsüchten in kläglichem Leerlauf. - Neues von der Schlangengrube Gotland, wo es sich aller kriminell literarischen Unkenrufe zum Trotz himmlisch Urlaub machen lässt.
"Mari Jungstedt wurde 1962 in Stockholm geboren und studierte an der dortigen Journalistenschule. Sie arbeitet als Radio- und TV-Journalistin und steht als Nachrichtensprecherin für das schwedische Fernsehen vor der Kamera. Mari Jungstedt ist verheiratet und hat zwei Kinder. Nach "Den du nicht siehst", "Näher als du denkst" und "An einem einsamen Ort", alle im Heyne Verlag erschienen, folgt hier ihr vierter Kriminalroman um Kommissar Anders Knutas."
(... sagt der Heyne Verlag)
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Eigenwerbung!
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