Da ist zunächst die Ehefrau, die, Gott sei´s gelobt, als einzige Erbin eines Schweizer Bankiers wenigstens über pekuniäre Mittel verfügt, um den Tunichtgut immer wieder an ihre Röcke zu fesseln, ist sie ihm doch, Gott sei´s geklagt, hörig und muss sich von ihm aufs Übelste behandeln lassen. Dann ist da ihr Papa, der Bankier, der bis in die Staatsanwaltschaft über Einfluss verfügt und dem armen 'Kommissär' das Leben schwer macht, auf dass der Leser lerne, wie schrecklich das ist mit Seilschaften, wenn nicht Schlimmerem, nämlich der Korruption.
Bei der Überbringung der Todesnachricht ist beim Töchterchen ganz zufällig ein Herr Dr. Hauswirth zugegen, seinerseits unglücklich in die Unglückliche verliebt und als ihr Rechtsanwalt bereit, sie kriminalistischen wie juristischen Klauen zu entreißen. Auch alle anderen, die dem 'Kommissär' ihre Alibis schuldig bleiben, stellen für den gemächlichen Rotweintrinker keinen Erkenntnisgewinn dar, sind aber meistens ganz liebe gute, die man nicht ins Gefängnis wünscht, bloß weil sie einen gemeinen Sauhund um die Ecke gebracht haben.
Die mäßig spannende Handlung und der 'Kommissär', der skurril wirken soll, aber eher dusslig gerät, wäre vielleicht hinzunehmen, denn die eine oder andere Szene ist ja doch originell, aber restlos unerträglich sind die gestelzten, absolut unglaubwürdigen Dialoge, aus denen der Roman größtenteils besteht. So besucht der 'Kommissär' eine der zahllosen Geliebten des Verblichenen. "Wusste Ihr Mann von Ihrem Verhältnis?", will er wissen. "Nein", sagt sie, "das glaube ich nicht. Ich glaube, er liebt mich wirklich auf seine Art. Er geht gern mit mir aus und er freut sich über die neidischen oder bewundernden Blicke, die man mir zuwirft. Schauen Sie nicht so. Ich weiss, was ich kann und was ich bin. Mein Körper ist mein Kapital."
Der Vortrag zieht sich über eine halbe Seite, und abgesehen davon, dass Models Polizisten eher selten in die psychischen, materiellen und geistigen Voraussetzungen ihres Daseins einzubeziehen pflegen, reden alle Figuren in akkurat demselben Tonfall. Und in der Schweiz mag ja viel möglich sein, aber dass Bankierstöchter, Staatsanwälte und leichte Mädchen sich desselben Tonfalls befleißigen, ist nicht einmal in der Schweiz möglich.