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Gerichtsreportagen


Ernst Reuß, Mord und Totschlag in Berlin


von C. Rockenschuh

Berlin, 8. Mai 2018
Ernst Reuß ("Millionäre fahren nicht auf Fahrrädern", "Mord? Totschlag? Oder was?") hat ein neues Buch zum Thema Tötungsdelikt auf den Buchmarkt gebracht. Mit "Mord und Totschlag in Berlin" erklärt der an der Berliner Justizgeschichte promovierte Jurist noch einmal 14 spektakuläre Berliner Justizfälle (verhandelt zwischen 2006 und 2017, zwei davon am Landgericht Potsdam).
Ernst Reuß "Mord und Totschlag in Berlin", vbb verlag 2018


Das waren ganz sicher Delikte und Prozesse, die keinen kalt ließen. Ob nun das Verfahren gegen einen Mann, der seinen Sohn (12) mit dem Hammer erschlug (2011), die 'Ehrenermordung' von Hatun S. durch ihren Bruder 2005 , der Mord an einem kleinen Bosnierjungen, weggefangen vor dem LaGeSo (2015), der Fall eines Studenten, der als Axtmörder möglicherweise einen perfekten Mord probte oder die Prozesse um die Ku'damm-Raser (2016) und den 'Koma saufenden Wirt' (2007).

Sie alle haben eines gemeinsam. Sie erregten die Gemüter. Die Taten, die Umstände der Verfahren, teils auch die dann gesprochenen Urteile riefen Abscheu, Entsetzen, Verwunderung und Zorn hervor. Ernst Reuß hat sich die Urteile aus diesen Verfahren, die Pressemeldungen noch einmal vorgenommen. In seinem Buch schildert er die Bluttaten und erklärt darüber hinaus, warum das Urteil so und nicht anders lautete. Manchmal zu seinem eigenen Erstaunen.

Reuß erzählt zudem, was aus den Verfahren nach dem Urteilsspruch wurde. Nach der Revision. Und, wenn es etwas Nennenswertes zu sagen gibt, auch über das Schicksal der Angeklagten.

Eines haben die 14 Fälle ja noch gemeinsam. Es handelt sich um Tötungsdelikte. Straftaten, die im vorliegenden Buch als Mord, Totschlag und Körperverletzung mit Todesfolge geahndet wurden. Dabei hat es die moderne Strafkammer, wie Ernst Reuß schreibt, mit dem aus dem 3. Reich stammenden §211 StGB (*1941) und seinen kernigen Mordmerkmalen nicht so einfach.

Insbesondere im Fall der beiden sogenannten 'Ku'damm-Raser'. Vielleicht hielt es die 35. große Strafkammer unter Vorsitz von Ralph Ehestädt wie eine inzwischen in Pension gegangene Richterin, die mit ihrem Gremium ein Urteil zu Ungunsten des Angeklagten durchboxte, das vom BHG zurückkommen musste (!). Sie erklärte mit froher Verbissenheit in der Urteilsbegründung: "Bei mir nicht!"

Auch die Verurteilung der Blech-PS-Protze, die bei einem Rennen auf dem Ku'damm 2016 einen pensionierten Arzt zu Tode gefahren hatten, musste (!) vom BGH zurückgewiesen werden. Das Gericht hatte die Wahl zwischen Skylla und Charybdis. Eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung (Höchststrafmaß fünf Jahre Haft) schien außer Frage. Die Strafkammer verurteilte die beiden rücksichtslosen, unbelehrbaren Verkehrsrowdys unter Annahme eines bedingten Tötungsvorsatzes "mit gemeingefährlichen Mitteln" (dem Auto) wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe (15 Jahre).

Doch auch wenn diese beiden Täter nach erfolgreicher Revision noch einmal mit einer milderen Strafe davonkommen. - Sie werden die Letzten sein. Seit Sommer letzten Jahres ist §315d StGB in Kraft, das verbotene Rennen unter Strafe stellt. Bis zu zwei Jahren Haft für das Abhalten eines solchen Rennens. Bis zu zehn Jahren Haft, wenn eine Person dabei zu Schaden kommt oder getötet wird.

Fazit: Ernst Reuß hat wieder ein interessantes, lesenswertes Buch geschrieben, das manchem einige Erhellung geben kann. - Es wäre sicher schön gewesen, von einem Experten juristischer Historie in knapper Form zu erfahren, wohin die in diesem Buch angedeutete, notwendige Reform des Strafrechts in Sachen Tötungsdelikt sich bewegen könnte. - Doch wer weiß, vielleicht gibt es ja ein weiteres Buch von Herrn Reuß, das sich genau mit dieser Problematik befasst.

Ernst Reuß "Mord und Totschlag in Berlin.
Neue spektakuläre Kriminalfälle",
vbb verlag für berlin-brandenburg,
ISBN 978-3-947215-16-4,
18 Euro.


NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




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