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Gerichtsreportagen


Partyfrei mit 'Easy Abi'


von Uta Eisenhardt

Moabiter Kriminalgericht 12. März 2014
Tausende hatten im Frühjahr 2011 für ihr Abitur gelernt, sie waren froh, die Prüfungen hinter sich gebracht zu haben. Jetzt wollten sie feiern. Wie Generationen vor ihnen sollte das auf einem Abiball passieren, den ihnen die Firma „Easy Abi“ organisieren wollte. Die Ballkleidung war gekauft, die Limousinen, mit denen die Gäste vorfahren wollten, bereits gebucht, als die Feierwilligen von der Nachricht überrascht wurden, dass „Easy Abi“ Pleite sei, ohne zuvor die Miete und das Catering für die Veranstaltungen zu bezahlen. Drei Jahre später...


... befasst sich nun das Berliner Landgericht mit dem Desaster, das damals zum Stadtgespräch geworden war. Laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft befand sich die „Easy Abi GmbH“ bis zum 3. Mai 2011 im Besitz von Daniel H. (30) und Marcel L. (36). Zum Preis von 400.000 Euro wurde die Firma an Karl-Heinz R. (58) verkauft, wobei 360.000 Euro sofort fällig wurden. Ein entsprechender Vertrag wurde bei einem Notar aufgesetzt, dann überreichte der neue Besitzer eine so genannte „Money Pay Order“ über eine knappe Million US-Dollar und schickte seinen neuen Geschäftsführer, den 67-jährigen Rainer S., zusammen mit einem der beiden früheren Firmeninhaber zur Bank, um die Order einzulösen.

Dort entlarvte man das Papier jedoch als „wertlose Totalfälschung“. Anstatt misstrauisch zu werden, entschloss sich Rainer S., die Forderung vom „Easy Abi“-Konto zu begleichen. Nach dieser Transaktion verfügte die GmbH nur noch über rund 22.000 Euro, sie war faktisch zahlungsunfähig. Dennoch stellte Firmeninhaber Karl-Heinz R. keinen Insolvenzantrag, dies geschah erst ein Jahr später auf Betreiben verschiedener Gläubiger. Doch welches Spiel wurde hier gespielt? Machten die alten und der neue Firmeninhaber gemeinsame Sache, indem sie der „Easy Abi GmbH“ das Geld entzogen? Oder war die „Easy Abi“ nur eines von vielen Projekten, die Karl-Heinz R. angedacht, konzipiert und dann doch nicht realisiert hatte – wie es jedenfalls sein ehemaliger Geschäftsführer Rainer S. vor Gericht darstellte.

Nach dessen Angaben habe er mit Karl-Heinz R. schon im Jahre 2006 über ein gemeinsames Immobilienprojekt gesprochen, das sich dann zerschlagen habe. Zwei Jahre später habe Karl Heinz. R. eine Bank kaufen wollen. „Auch das hat nicht funktioniert“, so der Angeklagte Rainer S. Angeblich hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht keine entsprechende Genehmigung erteilt. Eine Beteiligung, die Rainer S. dem vermeintlichen Investor Karl-Heinz R. an einem Bauprojekt vermittelte, kam ebenfalls nicht zustande – „das dauerte zu lange, der Bauträger hatte eine andere Möglichkeit der Finanzierung gefunden“, so S.

Kurz vor dem Kauf von „Easy Abi“ habe Karl-Heinz R. dann dem Verein „Rehasport“ Geld für die Renovierung eines Hauses zugesagt, sogar ein Vorvertrag sei darüber abgeschlossen worden. Mitte Mai 2011 habe Rainer S. erfahren, dass auch in diesem Fall kein Geld von Karl-Heinz R. geflossen sei und der „Rehasport“ Insolvenz anmelden musste. Hätte er diese Information bereits am 3. Mai 2011 gehabt, so Rainer S., hätte er die Sache mit der gefälschten Money Pay Order anders beurteilt. So aber habe er „R. vertraut und geglaubt, er habe das große Geld.“

Seine Mitangeklagten Marcel L. und Daniel H. müssen das ähnlich gesehen haben. Während Daniel H. auch unter dem neuen Inhaber weiter für „Easy Abi“ arbeiten wollte, erklärte Marcel L., dass es ihm für die geschädigten Schüler leid täte, er sich aber nicht schuldig fühle. Er teile auch nicht die Meinung von Rainer S., der sich über den hohen Kaufpreis gewundert hatte, weil er selbst den Wert von „Easy Abi“ auf „unter 25.000 Euro“ taxiert habe. Marcel L. dazu: „Wir haben mit diversen Interessenten Verkaufsgespräche geführt." Mit Karl-Heinz R. habe man sich eben am schnellsten geeinigt. Karl-Heinz R., ein Blender und Betrüger, der eine Schar von Opfern hinterlassen hat? Der einschlägig vorbestrafte Mann mit dem akkurat getrimmtem, weißen Schnauzer will zu diesen Vorwürfen in den nächsten Verhandlungstagen Stellung beziehen.

Nächster Prozesstermin: 28.04.2014, 14h, Saal 500.
(sowie: 30.04., 14.,21., 28.05., 04.06., 02., 09., 16., 23.,30.07.14.)



NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




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