sitemap
Ukrainekrieg, was tun ... Kanzlei Hoenig
gitter
zur Startseite
Mitfahrgelegenheit, blablacar

berlinkriminell.de
Gerichtsreportagen


"Ich bin in eine Falle geraten. Die haben das selber gemacht."


von Barbara Keller

29. gr. Strafkammer , 07.11.2012
Genau weiß es Adam M. auch nicht. Wer der oder die Mörder des Friedhelm Sodenkamp sind. Aber so viel kann er sagen: Er selbst war es nicht. Immerhin hat der Angeklagte bereits am Tatabend des 3. November 2008, nachdem ihn die Botschaft über das gewaltsame Ableben des Herren Sodenkamp erreicht, einen ersten Verdacht: Bauleiter Vito Le. muss es gewesen sein. Der Mann mit der bedrohlichen Verwandtschaft in Neapel, den man auch "Don Vito" nennt, erklärt Adam M. dem Gericht. Den Begriff Camorra bringt er dabei nicht ins Spiel. Mord auf der Fischerinsel, Teil Zwei der Einlassung des Angeklagten. Die Dinge aus seiner Sicht.
(weitere Beiträge zum Verfahren)

Vito Le. schulde ihm, so der Angeklagte in seinen Ausführungen, seit langem eine erhebliche Summe Geldes. Als Vito Le. und sein Geschäftspartner Benjamin Lu. wegen der für sie geschäftsschädigenden Aktivitäten des Immobiliebmaklers Sodenkamp Anfang 2008 in Not geraten, hängt Adam M. deshalb am unteren Ende der Nahrungskette. Die Probleme des Vito Le. sind praktisch nun auch seine Probleme. Er kann die Leute seines Subunternehmens weder weiter beschäftigen, noch auszahlen.

In der Folge und nachdem Adam M. selbst in seinen Gesprächsbemühungen mit Sodenkamp scheitert, bespricht sich Adam M. in dieser Sache mit dem ihm seit längerem bekannten Bordellbetreiber Rekai C. ('Rico'). Der verspricht Abhilfe zu schaffen: "Ich kann das machen." Halb zog es ihn, halb sank er hin - gelangen nun einige Tausend Euro von Vito Le. über Adam M. an den hilfsbereiten Puffbetreiber. (Rekai C. ist übrigens der spätere Hauptbelastungszeuge, der 50.000 Euro Belohnung für seine Hinweise erhielt. Jetzt Wohnhaft Türkei.)

Die ganze Nacht wach

Als ihm am Abend des 3. November 2008 plötzlich Waffenbesorger Christian H. († 25.09.2009) die Nachricht vom Mord auf der Fischerinsel überbringt, will der Angeklagte vollkommen überrascht gewesen sein. "Ich habe die ganze Nacht wach gelegen", erklärte Adam M. dem Gericht. Er habe gegrübelt, wer der Vollstrecker gewesen sei. Jedenfalls erhielt der Überbringer der schwarzen Nachricht schon einmal geforderte 3.000,-- Euro von Adam M.

"Die haben das selbst gemacht", zu dem Ergebnis will der Angeklagte schließlich gekommen sein. Wobei er unter 'Die', die 'Italiener', 'Don Vito' nebst Clan versteht. Doch zunächst trifft sich Adam M. am Tag nach der Bluttat mit 'Rico', dem freundlichen Bordellbetreiber in einem seiner Freudenhäuser.

Blinde Kuh

Gut gelaunt und gerahmt von zwei käuflichen Schönen, soll 'Rico' den Angeklagten empfangen haben. Doch dann sei die Stimmung gekippt, weil der Hausherr die bereits an Christian H. geflossenen 3000,-- Euro 'für seine arabischen Leute' beanspruchte. Auch 'Mehmed', der dritte im Bunde gegen Sodenkamp und mit guten Beziehungen zur Polizei, sei übellaunig nach Guben zurückgekehrt. Die Zunge säße ihm bereits locker.

Während sich nun der Angeklagte und sein gefälliger Freund 'Rico' gegenseitig bezichtigen, den Sodenkamp getötet zu haben, fließen weitere beschwichtigende Tausender in Richtung 'Rico'. Vito Le., der bereits verurteilt und zumindest der Auftraggeber des Mordes an Sodenkamp ist, enthält Adam M. mit wechselnden Ausflüchten weiterhin sein Geld vor.

Auf einem anderen Planeten

Verkürzt dargestellt flieht der Angeklagte, nachdem er ein verdächtiges Auto vor seinem Wohnhaus stehen sieht, Mitte November 2008 über Brüssel, London weiter nach Indien. Dort trifft er sich, wie verabredet, mit seiner ehemaligen Geliebten und schlägt seine Zelte schließlich in Goa, an der westindischen Küste, auf. Aus Langeweile will sich der Angeklagte dem Tourismusgewerbe zugewandt und das nötige Kleingeld mit Abenteuertouren verdient haben. Nebenbei versucht Adam M. weiterhin, über seinen Mittelsmann 'Rico', den Vito Le. ('Don Vito') zur Kasse zu bitten. Über seine Indienzeit sagte der Angeklagte: "Es war wie auf einem anderen Planeten. Es ist mir einfach gut gegangen."

Indiskret

Über eine Indiskretion in der Polizeibehörde gelangt die Information über die laufende Zielfahndung nach Adam M. im Februar 2009 in einen Focus-Artikel. Adam M. liest den Beitrag im fernen Goa und ist gewarnt. "Ich wollte mich nicht verhaften lassen. Auf keinen Fall", erklärt der Angeklagte dem Gericht am gestrigen Verhandlungstag. Doch zu einer weiteren Flucht kommt es nicht. Nachdem Recai C. die Berliner Polizeibehörden für 50.000 Euro Belohnung auf die Spur des Adam M. gesetzt hat, kooperiert in Indien ein weiterer Bekannter des Angeklagten mit den Ermittlern. Es sind ja noch 50.000,-- Euro Prämie vakant.

Am 15. März 2009 beabsichtigt Adam M., nach Mumbai zu fahren. Mit den Worten, "Und dazu ist es nicht mehr gekommen," endet Teil Zwei der Einlassung des Angeklagten am 7.11.2012. Eine Version mit vielen Fragezeichen, zu der der Vorsitzende Richter Bernd Miczajka bemerkte, missgünstig interpretiert, "mäandere" die Einlassung des Angeklagten um die bisherigen Zeugenaussagen herum. Richter Miczajka: "Wenn man mal ganz böse ist und im Sinne der Staatsanwaltschaft denkt."



NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




gitter
Anzeige
Kanzlei Luft
in eigener Sache:
Barbara Keller, Sieht so eine Mörderin aus?
Kanzlei Hoenig Ukraine Krieg, was tun ...