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Gerichtsreportagen


Mordfall Sodenkamp - Angeklagter erklärt seine Unschuld


von Barbara Keller

29. gr. Strafkammer , 02.11.2012
In der seit Juni 2012 andauernden Hauptverhandlung gegen den mutmaßlichen Mörder des Immobilienmaklers Friedhelm Sodenkamp († 3.11.2008) hat sich der Angeklagte heute erstmals eingelassen. Adam M. (44) bestätigte als Auftraggeber der Tat den bereits zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilten Vito Le. (49). Der Angeklagte erklärte sich selbst jedoch für unschuldig. Als Hauptauftragnehmer benannte er die damalige Rotlichtgröße Recai C. (47). Ausgerechnet den Mann, der ihn nach seiner mutmaßlichen Flucht nach Indien bei den hiesigen Behörden angezeigt und dafür 50.000 Euro Belohnung kassiert hatte.
(Termine: 07., 29.11.2012)
(weitere Beiträge zum Verfahren)

Anfang September 2009 waren es noch Recai C. Zeuginund Mehmed T., die sich über den heute angeklagten Adam M. echauffierten. Die ehemaligen Bordellbesitzer gaben an, durch den Angeklagten in unlautere Machenschaften gezogen worden zu sein. Mehmed T., der im Sommer 2008 als Chauffeur des Adam M. fungierte, erklärte konsterniert: "Er wollte mich für seine scheußlichen Sachen, die er gemacht hat, benutzen."

Das war am 4. September 2009. Recai C. und Mehmed T. traten im Prozess gegen die Auftraggeber des Mordes auf der Fischerinsel, gegen Benjamin Lu. und Vito Le., in den Zeugenstand. Adam M. saß damals noch in Indien in Haft. Eine Auslieferung lag in weiter Ferne.

Musikant im Zugzwang

Im Herbst 2008, kurz nach der Tat, hatte sich Recai C. an die Berliner Polizei gewandt und den bereits über London nach Indien geflüchteten Adam M. als Mordverdächtigen denunziert. Mehmed T. zog nach, nachdem er durch diese Aussagen als Fahrer des Adam M. in das Blickfeld der Ermittler geraten war.

Im September 2009 hatte Bordellbetreiber Recai C., befragt nach seinem Beruf, der Richterin noch launig geantwortet: " Ich habe mal Musik gemacht. Schreiben Sie: Musiker!" Zwischenzeitlich ist dem Hauptbelastungszeugen gegen Adam M. wohl die Chuzpe ausgegangen. Erst nach einer unruhig verbrachten Nacht mochte er im Juli 2012 seine falsche Angabe zu revidieren und gab schließlich zu, der Empfänger der 50.000 Euro Belohnung gewesen sein. Eine Teilsumme der Prämie, die Udo K., der Geschäftspartner des Getöteten, zur Klärung des Verbrechens ausgesetzt hatte. Recai C. lebt nach dem gewaltsamen Ableben seines Sohnes im vergangenen Jahr, jetzt als Single im Süden der Türkei.

Die Andern waren es

Mit seiner Einlassung drehte der Angeklagte Adam M. heute den Spieß um. An Händen und Füßen gefesselt nuschelte er mit ruhiger Gelassenheit und ermüdendem Akzent seine Unschuldserklärung in einem Stunden währenden Monolog in den Saal.

Im Kern lautete Aussage des Angeklagten Adam M. zu seiner Unschuld wie folgt: Am 3. September 2008, 20:00 abends, hatte er es sich auf dem Sofa seiner Schmargendorfer Wohnung gemütlich gemacht. Etwa nach der Tagesschau klopfte es an seiner Tür. Er wundert sich. Christian H. steht bleich vor der Tür, (Wir erinnern uns: die Polizeipanne vor der Beate Uhse Filiale / Bahnhof Zoo vom 25. Juni 2009; Christian H. als Waffenlieferant im Tötungsdelikt Uwe Lischied) 'Chris' sagt, die Herren Recai C. und Mehmed T., mit denen er seit Wochen den Sodenkamp beschleicht, hätten ihn zur Fischerinsel gebeten. Als Christian H. dort ankommt, hört er Schüsse, geht zum Ufer. Christian H. findet den toten Sodenkamp. Er fährt zu Adam M., um zu sehen, ob 'er zu Hause ist'. Er fordert Geld von Adam M., erhält es. Adam M. ruft Vito Le. an: "Der Typ ist tot."

Bauleiter Vito Le. ist nach der heutigen Einlassung des Angeklagten der Anlass der Unbill. Nach Angaben des Angeklagten, schuldete ihm Vito Le. eine erhebliche Summe Geld. Adam M., der als Subunternehmer 'kurz vor der Pleite' stand, erwartete die Auszahlung dieser Summe. Doch Vito Le. gab an, Immobilienmakler Sodenkamp blockiere einen Großauftrag.

Eine Hand wäscht die andere

Laut heutiger Einlassung will Adam M., der finanziell von Vito Le. abhing, lediglich auf kommunikativer Ebene eine Lösung mit Sodenkamp angestrebt und gegenüber anderen auch vertreten haben. Verprügeln schien ihm 'nicht sehr intelligent'. Doch Vito Le. insistierte: "Das einzige, was man machen kann, ist ihn töten." Nachdem sich Adam M. Mitte September 2008 anlässlich eines Telefonats mit Sodenkamp von dessen Unzugänglichkeit überzeugt hatte, soll es hierüber mit Recai C., dem späteren Hauptbelastungszeugen, anlässlich eines Krankenhausbesuches zu einem Gespräch gekommen sein. "Ich kann das machen" und 'Eine Hand wäscht die andere", soll dieser gesagt und ihm einen Job als Schleuser und Frauenhändler vermittelt haben.

Adam M., aus Südpolen gebürtig, war zugedacht, Kraft seiner angenommenen Verbindungen, Frauen aus der Ukraine nach Berlin zu schleusen. Doch Adam M. lehnte, so seine Aussage, ab. Ungeachtet des Zorns, den er bei seinem potentiellen Auftraggeber 'Ali', Spross einer libanesisch-türkischen Familie, hervorrief. Dieser soll getobt haben: "Mir gehört die ganze Potsdamer Straße!" Adam M.: "Der ist richtig ausgeflipp!"

Unlautere Offerten, offene Fragen

Auch eine einträgliche Mitwirkung an einem Transport von in Textilien eingeschweißter Drogen über Königsberg will Adam M. besagtem 'Ali' abgeschlagen haben mit den Worten: "Ist nicht meine Sache." Der Angeklagte hielt sich laut seiner Einlassung aus allem heraus und fungierte lediglich als Durchlauf für das Geld zwischen Vito Le. und Recai C., Chris H. sowie Mehmed T. Letztere sollen das spätere Opfer Sodenkamp auf seinen Gassigängen mit Hund Max tagelang observiert haben. Eine Woche vor der Tat will Adam M. den späteren Hauptbelastungszeugen in einem seiner Bordelle besucht und mitgeteilt haben: "Spiel weiter. Gib mir das Geld zurück. Cero, cero. Vergessen wir das Ganze." Als Recai C. ihm darauf eine Handwaffe, wohl eine Beretta zeigte, hatte Adam M. angeblich 'kein Verständnis mehr' für das Treiben der Drei.



NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




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