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Gerichtsreportagen


Unter einem Dach mit einem Mörder


von Barbara Keller

29. gr. Strafkammer , 5.09.2012
"Das mache ich immer so ", titelte der FOCUS mit Insiderwissen aus Ermittlerkreisen einen Beitrag vom 21.2.2009, in dem er den Mord an Friedhelm Sodenkamp für gelöst erklärte. Als Täter wurde ein polnischer, ehemaliger Berufssoldat und Fremdenlegionär genannt, der nach Goa, Indien geflüchtet sein sollte. Adam M., der besagte mutmaßliche Täter, speicherte diesen Beitrag als Bildschirmschoner auf seinem Laptop und verriet sich seinen Gastgebern in Indien damit selbst. Uwe Isenberg, Leiter der Ermittlungen im Fall Sodenkamp, referiert im derzeit laufenden Verfahren die Erklärungen jener Zeugen, die mit ihren Aussagen nicht (mehr) zur Verfügung stehen. Zu ihnen gehören auch diese indischen Zeugen. Sie sind, wie einige andere Zeugen, inzwischen tot.
(weitere Beiträge zum Verfahren)

Die Nebel lichten sich (wieder). Einen dritten Mann, wie ihn der als Auftraggeber des Mordes bereits verurteilte Vito Le. mit seiner Aussage ins Spiel brachte, gibt es offenbar nicht. Das ergaben die kläglichen Zeugenaussagen zweier Mithäftlinge. Die hatten eigentlich bezeugen sollen, dass Häftling Benjamin Lu., ihnen gegenüber einen anderen als den heute Angeklagten als Mörder bezeichnet hatte. Tatsächlich aber klangen die Bekenntnisse dieser eher dubiosen Zeugen an den Haaren herbeigezogen. Ein begründeter Zweifel, der jetzt angeklagte Adam M. könnte unschuldig die Anklagebank drücken, rückt damit wieder in weitere Ferne.

Derzeit beschäftigt sich die Strafkammer mit der Zeugenaussage des damaligen Leiters der Ermittlungen des Berliner Landeskriminalamtes, Uwe Isenberg. Seine Aussage gestaltet sich nicht zuletzt deshalb so umfangreich, weil in der Zwischenzeit diverse Zeugen aus dem Leben geschieden sind.

Darunter die beiden Männer aus Goa, die Isenberg beide als 'selbstbewusst', 'direkt', als 'Lebenskünstler' und 'Typen' beschreibt. Adam M. soll nach dem Mord an Sodenkamp mit einer damaligen Intimfreundin nach Indien geflüchtet sein. Dort lernten Heinz K. und Christof B. den mutmaßlichen Mörder am Strand des Arabischen Meeres als lebenslustigen Menschen kennen. Man plante nach einigen Unternehmungen sogar ein gemeinsames touristisches Projekt. Adam M. bezieht bei den beiden Männern ein Zimmer.

Als Heinz K. im Februar 2009 für kurze Zeit nach Thailand geht, um dort einen Bootsführerschein zu machen, erfährt Christof B. durch einen Zufall von dem Mord an Friedhelm Sodenkamp im fernen Berlin. Adam M. entdeckt ihm: "Das war ich." Weitere Details folgen. Christof B. ist wegen eines gegen ihn in München angestrengten, jetzt bereits verjährten Verfahrens nach Goa geflüchtet und in Indien ist seine Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen. Er sieht offenbar keine Not, die Behörden einzuschalten. Denn, so sagt er später dem Ermittler Isenberg, er selbst hatte mit Adam M. ja kein Problem.

Als Heinz K. aus Tailand zurückkehrt, gibt es Ärger. Heinz K., der vor 19 Jahren nach Indien ging und 'in Deutschland auch einmal Probleme' gehabt haben soll, hat sich in Indien als 'Aussteiger', wie Ermittler Isenberg berichtet, gut etabliert. Er ist mit einer Inderin verheiratet, hat mit ihr einen Sohn (damals zehn Jahre alt). Heinz K., von dem redseligen Adam M. ins Bild gesetzt, spricht sich mit seiner Frau ab. Nein, man möchte nicht mit einem Mörder, der schnell zu einem 'reißenden Wolf' - wie er glaubt - werden kann, unter einem Dach leben. Heinz K. wendet sich an die deutschen Behörden. Er interessiert sich zudem für die horrende Belohnungssumme, die für die Aufklärung des Falles ausgelobt ist.

Inzwischen ist Heinz K. durch einen mysteriösen Motorradunfall um das Leben gekommen. Christof B. starb an einer Überdosis Drogen. Am 5. September referierte Ermittler Uwe Isenberg noch einmal ihre Aussagen. Um den Komplex Christian H., der dem mutmaßlichen Mörder Adam M. im Herbst die Waffe, eine Beretta 1934, 9mm, geliefert haben soll, wird es am nächsten Verhandlungstag, am Dienstag, dem 11.9.12 gehen. Christian H., der vor einer Beate Uhse Filiale am Bahnhof Zoo erschossen wurde, lieferte 2006 auch dem Polizistenmörder Mehmet E. die Waffe. Auch hierzu wird der Ermittler Uwe Isenberg befragt werden.



NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




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