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aus dem moabiter kriminalgericht


Der Mädchenfreund:
Vergewaltigung


von Barbara Keller

02. Juni 2004. - 21. große Strafkammer.
Gerade ist Lothar Sch. aus der Haft entlassen. Der bereits einschlägig Vorbestrafte sitzt wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in zwei schweren Fällen sechs Jahre in Haft. Seine Sozialprognose ist angeblich positiv. Kaum auf freiem Fuß - schlägt er wieder zu. Im Juni und Juli 2000 vergewaltigt und misshandelt er eine minderjährige Prostituierte und eine 13jährige geistig Behinderte. Das sagt die Anklage und Lothar Sch. stimmt dem weitgehend zu.


Lothar Sch., Ex-Informant der Drogenfahndung, dann selbständiger Drogendealer mit anschließender, fester Stelle als Häftling für über fünfeinhalb Jahre, bildet seine sexuellen Vorlieben auf dem Drogenstrich des Kurfürstendamms aus. Hier versorgt er Prostituierte mit Stoff. Manchen Frauen dort ist er als Vergewaltiger bekannt. Sie warnen ihre Kolleginnen. Eine der Prostituierten gibt sich mit seinem Stoff den "goldenen Schuss".

Nach seiner Haftentlassung - Lothar Sch. sitzt fünfeinhalb Jahre wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz - dauert es nicht lange und er wird wieder straffällig. Unter Drogeneinfluss, bewusst gibt er sich einen Kick mit Kokain, vergewaltigt und misshandelt er im Mai 1993 brutal zwei Kinder. Eines der Mädchen, neunjährig, Kind eines Zahnarztpaares, muss im Vaginalbereich genäht werden. Lothar Sch. wird gefasst und verurteilt. Er erhält eine Haftstrafe von sechs Jahren. Mit positiver Sozialprognose kommt der loyale Häftling 2000 wieder auf freien Fuß. Und: wird sofort wieder straffällig.

"Ich dachte, ... er bringt mich um"

Hellersdorf Juli 2000. Elke B.* ist geistig behindert und noch keine 14 Jahre alt, als sie am 13. Juli 2000 den Mülleimer aus der elterlichen Wohnung hinunterbringt. Am Briefkasten begegnet sie Lothar Sch. Der bittet sie um Hilfe, will sie herrisch mitzerren. Als sich Elke B.* wehrt, setzt es eine Ohrfeige und Drohungen. Lothar Sch. - unter dem Einfluss eines Drogengemisches aus Valium und Kokain - fährt mit dem Mädchen in den Wald. Er zwingt Elke B.* auf die geschlossene Ladefläche seines Transporters Mercedes Benz. Dort vergewaltigt er sie. Gefesselt, dem Ersticken nah, muss sie ihm auch oral zu Diensten sein. Danach fährt er Elke B* zurück nach Hause.

15. Juli 2000. Kurfürstenstraße, Ecke Potsdamer Straße. Susanne K.* (17) wartet auf einen Freier, sie ist drogenabhängig aber stolz darauf, bisher nur mit oralen Dienstleistungen ihr Geld verdient zu haben. Als Lothar Sch. mit seinem Mercedes Transporter vorfährt, macht sie die Geschäftsbedingungen klar: ein Preis von 60 DM, die Benutzung eines Kondoms, Französisch - kein Geschlechtsverkehr.

Beide fahren mit dem Transporter auf das Industriegelände an der Möckernbrücke. Unter dem Vorwand, nicht gesehen werden zu wollen, steuert Lothar Sch. einen einsamen, dunklen Ort an und lockt Susanne K.* auf die Ladefläche. Hier zwingt er die Prostituierte zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Susanne K.*: "Ich dachte, wenn ich nicht mitmache, bringt er mich um." Als alles vorbei ist, flüchtet sie. Lothar Sch. ruft ihr hinterher: "Bleib doch, ich lade dich zum Essen ein, hier hast du 300 DM." Aber Susanne K.* ist froh, mit dem Leben davongekommen zu sein. Das Kennzeichen des Mercedes Benz weiß sie noch heute auswendig. Zusammen mit ihrer Anzeige der entscheidende Stolperstein für Lothar Sch.'s spätere Festnahme.

Der bekümmerte Vergewaltiger

Lothar Sch. (52) - mittelgroß, kräftig, Halbglatze - trägt Lederjacke und Goldrandbrille. Sein bekümmert weinerlicher Mund ist eingebettet in einen schlecht gepflegten, kurzgeschorenen Bart. Er wirkt wie der "gute Onkel von nebenan", aber auch wie ein cholerischer Teddy. Während der Verhandlung irrt sein Blick - insbesondere bei der Verlesung seines Vorstrafenregisters - am Boden umher.

Bekümmert war Lothar Sch., dem übrigens große, blonde, großbusige Frauen und naive, unbedarfte Mädchen ohne Selbstbewusstsein liegen, offenbar auch nach den von ihm verübten Gewalttaten. Plötzlich taten ihm die Mädchen leid. Beschützerinstinkte erwachten. So lud er nicht nur Susanne K.* zu einem Wiedergutmachungsessen, er mahnte auch Elke B.* besorgt, nicht zu fremden Männern ins Auto zu steigen. Er brachte die von ihm Misshandelten alle wieder an ihren Ausgangsort zurück. Mit Elke B.* hoffte Lothar Sch., sich sogar öfter und weiterhin treffen zu können.

Wegen Vergewaltigung droht Lothar Sch. nun wiederholt eine mehrjährige Haftstrafe. Die wird zwischen sechs Monaten und zehn Jahren liegen. Die Staatsanwaltschaft beantragt darüber hinaus, den Angeklagten dauerhaft festzusetzen, weil er eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt.

* Namen von der Redaktion geändert.


Urteil:
Schuldig und als potenzieller Wiederholungstäter als gefährlich eingestuft - zehn Jahre Haft mit Unterbringung in psychiatrischem Gewahrsam.



NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




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