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aus dem moabiter kriminalgericht
Die Liebe ist ein seltsames Spiel
von Uta Falck-Eisenhardt
14. Februar 2006. Moabiter Kriminalgericht, 2. gr. Strafkammer
Um für seine Freundin Arztkosten und Medikamente zu finanzieren, raubte ein junger Mann zwei Mal eine Donuts-Filiale aus.
"Was haben Sie mit dem Geld gemacht?", will der Richter von dem Angeklagten wissen. "Finanziert, was zu finanzieren war." Der Jordanier Z. spricht perfekt Deutsch. Bis Januar 2005 lebte der heute 25-jährige in Frankfurt. Dann lernte er Janett S. aus Berlin kennen und der arbeitslose junge Mann beschloss, sein Glück in der Hauptstadt zu versuchen.
Zunächst schlief er bei der Familie eines Freundes, doch die wohnte selbst so beengt, dass er nach wenigen Tagen trotz winterlicher Kälte beschloss, im Auto zu übernachten. Zu seinem Schutz besorgte er sich eine Gaspistole und Munition. Ansonsten kümmerte sich der große, kräftige Mann um seine Freundin, die psychische Probleme hat.
Gemeinsam suchten sie nach einer Behandlung für die 24-jährige, darunter auch alternative Methoden, die nicht von den Krankenkassen finanziert werden, wie Akupunktur und spezielle Ernährung. Um ihr diese Möglichkeiten dennoch zu bieten, beschloss Ali, eine Filiale der Firma Dunkin' Donuts am Hardenbergplatz auszurauben. In dieser Filiale arbeitete Silke, eine Freundin seiner Freundin, der er erfolgreich alle Einzelheiten über die Aufbewahrung der Tageseinnahmen entlockte.
Am Ostersonntag im März 2005 brach er kurz nach dem Feierabend mit einem Brecheisen in den Keller ein und zwang den Schichtleiter, der sich gerade umzog, sich bäuchlings vor den Tresor zu legen. Dann fesselte er sein Opfer und zwang es mit Schlägen auf den Kopf, den Pincode einzugeben. Mit einer Beute von etwa 5.700 Euro (die Filiale gab die doppelte Summe an) verließ er den Tatort.
Seine Freundin ahnte sehr bald, was geschehen war und Ali gestand ihr die Tat. Drei Wochen später, am 18. April 2005, nahm er sie mit zum Tatort - angeblich nur, um das vergessene Brecheisen aus dem Keller zu holen. Tatsächlich jedoch verübte er einen zweiten Überfall und erbeutete etwa 2 700 Euro.
Unterdessen warteten Janett S. und ihre Freundin Nadine E. ungeduldig im Auto, direkt vor Dunkin' Donuts. Ob sie "Schmiere" standen und den Freund per Handy warnen sollten, wie es ihnen der Staatsanwalt vorwirft oder nur den Straftäter deckten, dazu wollten sich die beiden mitangeklagten Frauen am ersten Prozesstag nicht äußern. Die Liebe zwischen dem seit sechs Monaten inhaftierten Jordanier und seiner hübschen Freundin ist indes nicht erloschen: Zärtliche Blicke flogen während der Verhandlung von einer Seite des Gerichtssaals zur anderen.
Im Urteil gab es schließlich Freispruch für beide jungen Frauen. Ali Said Z. indessen, da zahlreich vorbestraft, erhielt eine langjährige Haftstrafe.
NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3
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Nadine E. (25) soll, so der Verwurf der Staatsanwaltschaft, für Ali Said Z. (25) am Tattag mit dessen Freundin Janett S. (24) Schmiere gestanden haben. - Beide Frauen wurden freigesprochen.
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