Die beiden werden, in eindeutiger Pose und bis obenhin voll mit Alkohol und Marihuana, zusätzlich mit aufgeschnittenen Pulsadern, in einer Lache von Blut und Sperma aufgefunden. Cristo, der mit Drogen, Frauen, Strichern und Erpressung handelte, verfügte über beträchtliche Potenz und noch beträchtlicheres sexuelles Einfühlungsvermögen (sic!), die er bislang einem Knastkumpel angedeihen ließ. Der, rasend eifersüchtig, kündigte Rache an, als Cristo sich mitsamt seinen Talenten Patty zuwandte.
Soweit die Vorgeschichte zur für schlichte Gemüter wohl eher erstaunlichen Ausgangslage. Um dies alles herauszufinden, begibt sich Kommissar Bec, der an sich seine Vorliebe für luxuriöse Badezimmer und Kosmetikartikel, sowie seine reizende Frau und einen ebensolchen Sohn pflegt, in ein Milieu, in dem es von Schmutz, Nutten und Schwulen nur so wimmelt. Angewidert geht er seinen kommissarischen Weg, und das, trotz seiner nichtoffiziellen Tätigkeit, unterstützt von Mitarbeitern des Polizeiapparats.
Der Klappentext verheißt dem geneigten Leser, dass Ermittler Bec, „von Fall zu Fall drastischer die Wirklichkeit seines Landes“ erfahre. Drastisch, in der Tat, ist die in diesem Roman geschilderte Wirklichkeit, und so verfolgt der Kommissar die Protagonisten, allen voran die Homosexuellen, mit unerbittlichem Hass und politisch, sowie juristisch nicht immer korrekten Mitteln.
Zum Schluss bringt er den Täter mit einem gezielten Schuss, den er als aufrechter Vertreter der Exkutive seines Landes als Akt der Notwehr darstellt, zur Strecke. Zwar hat ihn dieser Schritt einen kurzen inneren Konflikt gekostet, aber der Zweck heiligt nun mal die Mittel. Hauptsache der liebende Vater Alex erlangt die Rache, nach der ihn verlangt. Überdies erledigt der Kommissar damit auch noch das, was er der Ermordeten, mit der er trotz Ehefrau und Sohn einmal das ekstatische Bett geteilt hat, zu schulden glaubt.
Dass die wunderschöne Patty, bevor sie dem Fiesling mit dem phantastischen Schwanz erlag, dem horizontalen Gewerbe nachging, erstaunt nach all diesen Begebenheiten wohl nicht einmal mehr schlichte Gemüter. Der Kommissar jedenfalls kehrt nach getaner Arbeit heim, badet ausführlich, befriedigt seine Gattin und sucht am nächsten Tag wieder seine Arbeitsstelle auf.
Fazit: Wer in Krimis schmuddligen Slang und unglaubliche Zufälle liebt, kommt mit diesem Werk voll auf seine Kosten. Geballte Vorurteile gegen Homosexuelle - hier Schwuchteln genannt - erhöhen sicherlich sein Lesevergnügen.
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Amir Valle, geb. 1967 in Santiago de Cuba, lebt in Havanna. Mit seinen Romanen, Erzählungen, Essays und Dokumentationen ist er heute der bekannteste Autor seiner Generation, der bislang außer in Kuba selbst in Kolumbien, Spanien, Puerto Rico, Syrien und Schweden veröffentlicht wurde. Der vorliegende Kriminalroman beruht auf eigenen Recherchen und arbeitet mit authentischem Material. Er ist der Auftakt einer Trilogie um den Kommissar Alain Bec, der von Fall zu Fall drastischer die Wirklichkeit seines Landes erfährt - und um den alten Alex Varga, ein Farbiger, der früher für die Mafia einen Teil der Schmutzarbeit erledigte."
(das Edition Köln)