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krimirezensionen ab 2003

 

Markus Rothschild
"Todsicher"
Militzke Verlag 03.2008
ISBN-10: 3861898055
19,90 €

Rechtsmediziner berichten: "Mein spannendster Fall"

von Barbara Keller


21 Fallbeispiele gelungener gerichtsmedizinischer Arbeit. Aufgeschrieben von einem Dutzend bundesdeutscher Koryphäen der Rechtsmedizin zum Thema "Mein spannendster Fall". Vom Mordfall Vanessa F. zu mysteriösen Leichenfunden in Baggerseen, über lebensgefährliche Schlankmacher zu spektakulär verdächtigen Unfällen. Die Experten setzten das Skalpell an und fanden das Haar in der Suppe, um entscheidend an der Aufklärung des jeweiligen Falles beizutragen…
Ein bisschen marktschreierisch klingt er schon, der Titel: Todsicher. Was er aussagen soll oder will, weiß man nicht so recht und in Kombination mit dem Titelbild wirkt er ein wenig abschreckend gemeingefällig. Aber es ist wirklich sehr spannend, das neue von Prof. Dr. Markus A. Rothschild herausgegebene Buch.

Was Rechtsmedizin vermag oder nicht, darüber kann man sich nach der Lektüre des Bandes wohl ein besseres Bild gestatten. Weniger als gedacht, warnt der Herausgeber in seinem Vorwort, hat sie nur mit Mord- oder Todesfällen zu tun. Trotzdem das so ist, haben die meisten Autoren doch einen spektakulären Todesfall als ihr Exempel gewählt.

So zum Beispiel Ulrike Schmidt vom Rechtsmedizinischen Institut Freiburg, die den bekannten Fall des 19-jährigen Mordopfers Vanessa F. mit ihren Kollegen rechtsmedizinisch unter die Lupe nahm und mittels akribisch zusammengetragener Indizien den Täter zu überführen half.

Oder das Autorenduo Dr. Véronique Henn und Prof. Dr. med. Eberhard Lignitz vom Pathologischen Institut des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums Brandenburg. Mit großer Empathie berichten die Rechtsmediziner über die Untersuchungen zum Tod eines Greifswalder Obdachlosen, der als Roheitsdelikt auf offener Straße für Mecklenburg-Vorpommern seinerzeit kein Einzelfall ist und zu dessen Aufklärung sie maßgeblich beitrugen.

Beeindruckend sind auch die Untersuchungsergebnisse des Rechtsmediziners Armin Fieguth, Hannover, zum mysteriösen Tod einer 23-jährigen Frau. Die schwer erkrankte Frau hütete monatelang das Bett. Gemeinsam mit den restlichen Familienmitgliedern das tatsächliche Ausmaß der Erkrankung leugnend, verfaulte die Frau praktisch am lebendigen Leib. Die Reflektionen des Autors beeindrucken mit ihrer ethischen und menschlichen Tiefe.

Gewohnt wortgewand witzig sind auch die Beiträge des Herausgebers Markus A. Rothschild, Institut für Rechtsmedizin Universität Köln, der einer betrügerischen Medikamenten-Mafia im Internet auf die Spur kommen und den tragisch kuriosen Todesfall eines Tresorknackers rekonstruieren hilft.

Gefährliche Körperverletzung versus Suizid. Ein LKW-Fahrer nimmt einen Passanten im Radkasten seines Anhängers eine große Strecke weit mit, bis der Tote durch eine Routinekontrolle einem Polizeibeamten auffällt. Doch was zunächst wie ein durch große Rücksichtslosigkeit herbeigeführter Unfall aussieht, entpuppt sich im Zusammenspiel von Polizeiermittlungen und rechtsmedizinischen Untersuchungen als trauriger Suizid. – So die Schilderungen des Rechtsmediziners Sven Anders, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Und einem historischen Fall auf die Spur kommen die Kollegen Rechtsmediziner des Gerichtsmedizinischen Instituts St. Gallen im Herbst 1989, als Taucher im Achensee, Tirol, einen PKW entdecken. Im Wagen befinden sich zwei Leichen. Wie sich herausstellt ein tragischer Suizid eines Liebespaares vor mehr als 40 Jahren, das hier seine letzte Ruhe fand. - Hut ab für die Aufklärung des Falles!

Pietätlos jedoch schien der Rezensentin, das muss hier auch gesagt sein, die mutwillige Missinterpretation der letzten Verfügung der so Verstorbenen "für ständig beisammen zu sein" durch den Autor. Dass die Gebeine des verzweifelten Paares nun "gemeinsam in einer Glasvitrine" des Rechtsmedizinischen Instituts ausgestellt sind und als Demonstrationsobjekte für Studenten herhalten, grenzt ihres Erachtens an Zynismus.

Fazit: Aufschlussreicher Blick hinter die Kulissen der Rechtsmedizin.
"Markus A. Rothschild, Prof. Dr., geboren 1962 in Berlin, studierte Humanmedizin an der Freien Universität Berlin, in Hong Kong und Nord-Borneo. Seit 1998 arbeitete er im Auftrag des UN-Kriegsverbrechertribunals wiederholt in Bosnien-Herzegovina und im Kosovo, um Massengräber zu untersuchen. Für sein Engagement und seine Studien erhielt er 2000 den Preis der Konrad Händel-Stiftung zur Förderung der rechtsmedizinischen Wissenschaften. Heute leitet er das Institut für Rechtsmedizin der Universität Köln. Neben seinen vielfältigen Verpflichtungen berät er das Bundesministerium des Innern in Fragen "Medizin, Dopinganalyse, Behindertensport" sowie die mehrfach ausgezeichnete ZDF-Krimireihe "Der letzte Zeuge"."
(... sagt der Militzke Verlag)


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