Amir Valle - 'berlinkriminell.de' hatte des Autors Kriminalromane wiederholt besprochen (
"Türen der Nacht"/Mai 2005,
"Wenn Cristo dich entkleidet"/April 2006). Doch jetzt brilliert der Krimiautor und Exilcubaner überraschend in einem literarisch anderen Genre und präsentiert seine persönliche Abrechnung mit Fidel Castro.
Fidel Castro, in der Zwischenzeit 81 Jahre alt, das Urgestein der lateinamerikanischer Revolution, lebt noch immer. Auch wenn man das traurige Gefühl hat, dass es zunehmend still um Cuba und die schöne Vision von einer besseren Welt geworden ist.
Amir Valle macht mit seinem Roman den kubanischen Traum, den großen Befreiungsschlag der Cubaner noch einmal zum Thema und lässt zu diesem Zweck, ein provokanter Trick, den greisen Fidel kurzerhand sterben.
Der große Magier ist tot, was bleibt sind vielerlei Machtgelüste und geballte Ratlosigkeit. Auch Facundo Ramirez, sein Sicherheitschef, ist geschockt. Fidels "Mädchen für alles", der als halbes Kind mit 14 Jahren Bodyguard des großen Mannes wurde, befürchtet einen Putsch Raul Castros, Fidels jüngerer Bruder .
Raul, den man im Volksmund wegen seines Aussehens auch "die Chinesin" nennt, hat Facundos Meinung zufolge aber nicht das Format und das Charisma seines Bruders. Auf den Fortgang der Ereignisse hat Facundo allerdings keinen Einfluss mehr. Von der Regierungsgarde eingesperrt im Büro seines einstigen Chefs lässt Facundo Ramirez, jahrzehntelang unfreiwillig Zeuge geheimer, auch intimster Ereignisse um Fidel, noch einmal die Zeit mit Fidel Revue passieren.
Er thematisiert Fidels persönlichen Umgang mit der Macht, das Thema ETA ebenso wie den geheimen Drogenhandel Cubas mit Afrika. Wusste Fidel Castro von diesen Geschäften? War der Drogenhandel die einzige Möglichkeit, um das durch Embargo und wirtschaftliche Ineffizienz gebeutelte Land mit Medikamenten zu versorgen? Aber warum um alles in der Welt warf Fidel Castro dann seinen General Ochoa der Öffentlichkeit als Sündenbock zum Fraß vor?
Wie stand Fidel Castro zu seinen Freunden, Feinden und Rivalen? War er ein gläubiger Mann, ein Christ, war er ein Mörder? Neben dem Thema Che und Fidels Afrika-Strategie erfährt der Leser von seinem "Spiel mit den Intellektuellen" aber auch von den körperlichen Gebrechen des zunehmend greisen Diktators, seinen ungesunden Tobsuchtsanfällen.
Fazit:
Vom Spiel mit der Macht und seinen Folgen. - Wenn ein Traum Wirklichkeit wird. Allen Krimilesern empfohlen, die gern auch einmal einen Blick hinter die Fassade werfen.