Michael Marquard hat es im Urin und an den Nieren. Er ist als Sonderermittler und heimatloser Single mit dem siebenten Sinn ausgestattet. Und natürlich lassen ihn seine Fälle nicht kalt, was sich in seinen Nieren kleinteilig schmerzhaft materialisiert.
Vor sieben Jahren, solange liegt Autor
Hombachs letzter Marquard-Krimi zurück, jagten Marquard und sein Kollege Sebastian Rumme einen Serienmörder, der seinen Opfern die Schneidezähne herausriss. Es ist nicht besser geworden. Denn im vorliegenden Krimi stolpern Sonntagsspaziergänger über ein seelenloses Frauenbein im Grunewald.
Nachdem weitere Leichenteile rasch das trübe Tageslicht erblicken, ist mit Hilfe Marquards zweitem Gesicht der Täter bald gefasst. Es handelt sich um den zutiefst verstörten Karl Halberstadt. Einem kleinen Mann mit Kinnbart und unappetitlich verkrüppelten Händen.
Doch Halberstadt, das riecht Sonderermittler Marquard förmlich, ist nur die Spitze des Eisbergs. Und tatsächlich. Hinter einem Familientrauma mit Inzest und ödipalen Symbiosen steckt weit mehr, als man vom gemeinen Serienmord erwartet.
Der Leser muss sich in Hombachs neuem Krimi auf einiges Verwesliche gefasst machen. Sozusagen als Berliner Variante des "Schweigens der Lämmer" reichert der Autor die Fantasie des Lesepublikums um erstaunliche Liebesspielvarianten beispielsweise mit gefrorenen Leichenteilen an.
Fazit: Man muss auch als Philosoph schon ein Weilchen sägen, um eine halbwegs glaubhaft bluttriefende Serientäterin zusammenzuzimmern. Dieter Hombach hat es versucht und einige Ambitionen hierzu an den Tag gelegt. Wieweit der Coup gelungen ist, lesen Sie am besten selbst.