Alle Jahre wieder im Mai erscheint bei Rowohlt TB ein Sandra-Lüpkes-Krimi. Dieses Mal ungewohnt bereits im April. Hat das etwas zu bedeuten, würde sicher die von nervöser Intuition getriebene, Auricher Kriminalkommissarin - die kleine, rothaarige, burschikose Wencke Tydmer - fragen.
Was steckt dahinter? Warum rezensiert 'berlinkriminell.de' "Das Sonnentau-Kind" bereits im März vorab? - Verdächtig, verdächtig. Aber zu Ihrer Enttäuschung und ganz im Gegensatz zu den rasanten Ereignissen im aktuellen Küsten-Krimi liegt die Auflösung des vermeintlichen Rätsels hier offen auf der Hand: die Rezensentin war schlichtweg neugierig. Und soweit sagt sie schon jetzt: zurecht.
Zum Buch: zurück aus dem Babyjahr, zurück aus dem Teutoburger Wald. Die stupsnasige Kripochefin Tydmer ist noch immer Single, nun allein erziehende Mutter und lebt auch weiterhin mit dem schwierig, weil pingeligen Kollegen Axel Sanders in einer Zweck-WG.
Die Koordinaten haben sich jedoch verschoben. Wencke Tydmer arbeitet nun Teilzeit und Axel Sanders hat ihren Chefsessel vertretungsweise inne. Als es im Moordorf auf dem Hof des generösen "Moorkönigs" Hellinger einen Leichenfund gibt, kommt es zu schweren Kompetenzrangeleien zwischen dem rundum ambivalenten Paar.
Während fast die gesamte Mordkommission unter Führung Sanders der Überzeugung anhängt, der bildschöne, junge Rumäne namens Aurel Pasat habe sich selbst das Leben genommen, glaubt Wencke Tydmers an einen gewaltsamen Tod. Begleitet von hämischen Bemerkungen Sanders, getrieben von ihrer untrüglichen Intuition stellt sie in ihrer Freizeit eigene Nachforschungen an, setzt auch das bei ihr beschäftigte, serbische Au-Pair-Mädchen Anivia auf die Spur zwielichtiger Moordorfbewohner und bringt damit ungewollt die junge Frau als auch ihren kleinen Sohn Emil in tödliche Gefahr.
Fazit: Vom Geschäft mit dem Elend rumänischer Straßenkinder, von Menschen in falschen Körpern, von unerfüllten Sehnsüchten, tragischen Enttäuschungen, von Moordorf. Wie gewohnt: ein konfliktreicher, spannender Sandra-Lüpkes-Krimi. - Bis auf nächstes Jahr... wieder im Moor?