Wir werden es ja bald hinter uns haben. Das leidige Thema
Mietwohnungen und Sanierungsspekulanten. Wenn erst das letzte
öffentliche Hemd verkauft ist, haben wir auch in Berlin endlich eine
stabile privatwirtschaftliche Struktur. Der Markt wird sich dann
selbst regulieren und der Starke siegen. Schluss mit den
Schlupflöchern für Sozialschmarotzer. Wer nicht arbeitet, soll auch
nicht wohnen.
Aber auf diese wohltuende Klarheit wird der Berliner wohl noch bis
zu den nächsten Wahlen warten müssen. Bis dahin bleibt ihm das alte
Lied vom bösen Immobilienhai, der Millionen öffentlicher
Fördergelder ganz legal in sein privatwirtschaftliches Täschchen
schummelt. - Der Charlottenburger kann mit den Spatzen vom Dach ein
Lied davon singen. Und tut es auch.
Es ist Oktober und ein schöner Spätherbst, als die attraktive Carmen
Schwarzenau übel zugerichtet und ermordet im Treppenhaus der
Gardes-du-Corps-Straße 11, Charlottenburg, gefunden wird.
Montagmorgen um 8:00 vom völlig verstörten Hausmeister Otto Schwarz.
Die Nummer Elf ist fast vollständig entmietet und faktisch eine
Ruine. Mit Hilfe öffentlicher Gelder versüßte Rechtsanwalt Dr.
Meyer-Rogge willigen Mietern den Abschied. Aber Carmen Schwarzenau
und der bierselige bayerische Autoschieber Wolfgang Beiss aus der
vierten Etage wollen von Auszug nichts wissen. - Nun liegt die
schöne Carmen Schwarzenau tot auf den ramponierten Treppenstufen und
Wolfgang Beiss bettelt bei der Kripo vergeblich um Personenschutz.
Oberkommissar Robert Mannheim und seine unangepassten Mitarbeiter
Birgit Allenare sowie Stefan Schwan hoffen zunächst, den Täter aus
dem Teich der Immobilienhaie zu fischen. Aber ihre Ermittlungen
schließen auch ein Eifersuchtsdrama oder die Täterschaft eines
passionierten Frauenmörders nicht aus. Der Verdacht, dass Carmen
Schwarzenaus Tod nur die Overtüre eines frisch aktivierten
Serienmörders sein könnte, erhärtet sich, als ihre Kollegin Susanne
Klar missbraucht und verstümmelt im Sakrower See geborgen wird.
Robert Mannheim und seine Kollegin Birgit Allenare haben bald eine
verschwommene Ahnung, wer der Täter sein könnte. Doch ihnen fehlt
jeglicher Beweis. Als Lockvogel begibt sich Birgit Allenare
schließlich in eine schicke Moabiter Maisonettewohnung eines noch
schickeren Herren und in eine Gefahr, in der sie und Mannheim um ein
Haar umkommen.
Votum: Krimi mit gediegenem Lokalkolorit und Pfiff. Sehr amüsant zu
lesen. Besuch mal wieder Charlottenburg oder Moabit!