sitemap
Hexenberg Ensemble Kanzlei Hoenig
der Möhrenkiller
zur Startseite
Mitfahrgelegenheit, blablacar

berlinkriminell.de
krimirezensionen ab 2003

 

Carla Banks
"Wald der toten Seelen"
Rowohlt TB 02.2006
ISBN: 3-499-24086-6
8,90 €

Auf den Spuren der Vergangenheit

von Barbara Keller


Zur großen Trauer um den Tod ihrer besten Freundin kommt für die Historikerin Faith Lange die Bestürzung über die zunehmende Verwirrung ihres Großvaters, die offenbar mit dem Zweiten Weltkrieg zusammenhängt. War ihr Großvater in seiner Heimat Weißrussland in Verbrechen involviert? Die Recherchen des attraktiven Journalisten Jake bringen sie auf die entscheidende Fährte.

Das Motiv, das zum Mord an der Historikerin Helen führt, liegt in der Vergangenheit, es führt zurück in die Zeit, als Weißrussland von der deutschen Wehrmacht und, in ihrem Gefolge, von den Mörderbanden der SS besetzt war. Marek Lange, der Großvater von Helens Freundin Faith, stammt - wie auch Sophia Yevanova - aus der Gegend um Minsk. Beide sind nach dem Krieg nach England emigriert und werden als Zeitzeugen vom Journalisten Jake Denbigh interviewt, der an einer Artikelserie über Osteuropa als Opfer zweier Ideologien, des Stalinismus und des Faschismus, arbeitet.

Die Wege dieser Figuren (und noch einiger mehr) kreuzen sich nur zum Teil, aber Carla Banks verknüpft die historischen Fakten, das Wissen und die Erkenntnisse so geschickt, dass ein dicht gewobenes Bild von den grauenhaften Massakern, den Lebens- und Sterbebedingungen eines Großteils der Bevölkerung im Baltikum und Weißrussland in den späten dreißiger und frühen vierziger Jahren entsteht. Gleichzeitig wird die komplizierte Forschungslage zu diesem Themenkomplex und die oftmals prekäre Situation der Forschenden im unentwirrbaren Geflecht von Tätern und Opfern thematisiert.

Der Mord und dessen Aufklärung ergibt sich eher nebenbei, wobei Banks etliche Spuren in der unmittelbaren Umgebung der toten Helen auslegt, die auf den ersten Blick, zumal in den Augen der ermittelnden Beamten, ergiebig erscheinen.
Zu einem spannenden Krimi gehört meistens eine viel versprechende Liebesgeschichte, und so verhält es sich auch im „Wald der toten Seelen“: durch die Zusammenarbeit zwischen der Historikerin Faith, die den letzten Forschungen ihrer Freundin nachgeht, und dem Journalisten Jake, der in Minsk und den dortigen Archiven wichtige Dokumente aufspürt, fügt sich überdies das komplizierte Puzzle zusammen, das über 60 Jahre nach seinem mörderischen Beginn eine letztes tödliches Opfer fordert.

Der Roman ist vom Verlag unter der Bezeichnung Thriller publiziert worden. Die vielschichtige Annäherung an dieses tragische Kapitel aus der Geschichte des 20.Jahrhunderts weist bei aller Spannung, die die Autorin von der ersten bis zur letzten Zeile aufrechterhält, weit über "thrill" und "action" des Genres hinaus.


"Carla Banks, eine von der Kraft der Sprache faszinierte Vollblutautorin, entstammt einer Schriftstellerfamilie. Ihr Vater, ein osteuropäischer Kavalerieoffizier, kam als Kriegsflüchtling nach England. Dort traf und heiratete er die halbirische Mutter Carla Banks. Er erzählte seinen Kindern Geschichten seiner Kindheit in den Wäldern Weißrusslands, einem Land, das praktisch durch den Krieg zerstört war." (https://www.carlabanks.co.uk/)


der MöhrenkillerCarla Banks: Der Wald der toten Seelen
Eigenwerbung!Barbara Keller, Sieht so eine Mörderin aus?
Kanzlei Hoenig