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Gerichtsreportagen


Er war gutmütig, ein bisschen so ein Opfer


von C. Rockenschuh

25.03.2014, Berliner Landgericht, 22. SK
Mordfall Zoe St. (2). Fünfter Prozesstag. Die Mutter des mutmaßlichen Kindsmörders Matthieu K. sagt aus. Sie erklärt: "Mein Sohn ist kein Schläger." Der heute 26-Jährige sei als Kind dick und in der Schule eigentlich 'ein Opfer' gewesen. Die Rechtsmedizinerin Saskia Etzold (34) wird wegen Befangenheit als Sachverständige abgelehnt.
Weitere Beiträge zum Verfahren

Das war absehbar. Saskia Etzold hat gemeinsam mit Professor Michael Tsokos und dem Ghostwriter Andreas Gößling das Buch Matthieu K."Deutschland misshandelt seine Kinder" verfasst. Das Buch ist im Februar bei Dromer erschienen und behandelt in anonymisierter Form in dem Kapitel "Cola und Koliken" den derzeit verhandelten Fall.

Bereits im Januar wurde das Buch von diversen Medien gehypt. In einem Beitrag des STERN vom 30.01.2014 heißt es: "Die Rechtsmediziner Saskia Guddat und Michael Tsokos haben eine erschütternde Anklageschrift verfasst..." Dass die Verteidigung Saskia Etzold (geb. Guddat) jetzt für befangen erklärt und als Sachverständige ablehnt, ist folgerichtig.

Staatsanwaltschaft und Gericht konnten nicht anders, als den Antrag zu unterstützen bzw. ihm stattzugeben. Der Vorsitzende Richter Peter Faust zu der Sachverständigen Etzold: "Es kommt nicht darauf an, ob Sie sich befangen fühlen, sondern wie der Angeklagte das sieht."

Jetzt will das Gericht den renommierten Rechtsmediziner Prof. Dr. Markus A. Rothschild als Sachverständigen gewinnen. Auf den 'Sachverstand' der Berliner Gutachterin wird das Gericht dennoch nicht verzichten. Sakia Etzold, so Richter Faust, wird als Zeugin ihre Aussage machen.

Am heutigen Tag war zudem die Mutter des Angeklagten Matthieu K. zu hören. Die gelernte Verkäuferin bestätigte, dass ihr Sohn aufbrausend sei. Sie schildert den Angeklagten als 'Problemkind', das während der Schulzeit dickleibig war und gemobbt wurde. Er stahl, log, lief von zu Hause fort.

Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder fühlte sich überfordert. Zwischenzeitlich soll ein gewalttätiger Lebensabschnittspartner die Familie tyrannisiert haben. Andrea K.: "Wir hatten beide Angst vor ihm." Mit 12 Jahren kam Matthieu K. in psychologische Behandlung, zeitweise sogar stationär. Anderthalb Jahren Glanzzeit folgte der Absturz mit einer abgebrochenen Kochlehre.

Berlin, wohin der Angeklagte mit 18 Jahren aus Halle zurückkehrte, sollte ein Neufang sein. Das berichtet Andrea K. Doch ihr Sohn schloss sich einer Drückerkolonne an. Melanie St. war 2010 die dritte Freundin des Angeklagten. Die Mutter hielt von Beginn an nicht viel von der alleinerziehenden Frau dreier Kinder.

"Er hat sie abgöttisch geliebt", sagt Andrea K. (48). Die kleine, schüchtern wirkende Frau soll zu Hause die Hosen angehabt haben. "Ein Blick von ihr reichte, dann wusste man schon: ooooh!" erklärt die Zeugin. "Sie hat ihn ein bisschen behandelt wie einen Hund."

Blaue Flecken an den Kindern sind der Zeugin anlässlich von Besuchen aufgefallen. Es hieß jedoch, die Kinder hätten sich gestoßen oder gegenseitig weh getan. Die Kinder selbst schildert die Mutter des Angeklagten als auffallend ruhig. Aber sie seien nicht "handscheu" gewesen, keine "Waschlappen", sogar "hartgesotten".

Nach Ansicht der Mutter hatte Melanie St. zu den Zwillingskindern Felix und Zoe nicht den rechten Draht. Zu Zoe vielleicht etwas mehr, weil sie ein Mädchen gewesen sei, aus dem man ein "Püppchen machen konnte". Es sei ihr Sohn gewesen, der die Kinder in sein Herz schloss und sich um die zu kurz gekommenen Zwillinge kümmerte.

Der Prozess wird am Freitag, dem 28.03.2014, mit den Aussagen weiterer Ermittler, darunter des Vernehmungsbeamten von Melanie St., fortgesetzt. Außerdem soll der Notruf abgespielt werden, der in der Nacht vom 28. Januar 2012 in der Notrufzentrale einging. "Wenn er sich anfindet", fügte der Vorsitzende Richter Peter Faust hinzu.



NJW schreibt:
"Es gibt noch qualifizierte Gerichtsreporter..."
NJW-aktuell - web.report H. 38/2010, S.3




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