Motor der Überfälle auf Moabiter Spielhallen und Cafés waren nach Sicht der Dinge wohl zwei alte Schulfreunde des Süleyman Koc. Beide waren nach eigenen Angaben zu Hause rausgeflogen und knapp bei Kasse. So kam
man auf die Idee, Mitstreiter für Überfälle zu akquirieren. 2.000 bis 4.000 Euro Beute stellten sie pro Raubzug in Aussicht.
Die Raubüberfälle sollten zunächst gewaltfrei über die Bühne gehen. Doch einige Angestellte der überfallenen Spielhallen und Lokale leisteten Widerstand. Es kam zu Schlägen, Tritten, Einsatz von Pfefferspray und erheblichen Verletzungen. Um Gegenwehr von vornherein auszuschließen, führten die Täter, die sich mit ihren T-Shirts vermummten, als Abschreckung später Waffen bei sich und suchten ihre Opfer mit Machete und Messer in Schach zu halten.
Zu Überfällen kam es praktisch sporadisch. Süleyman Koc chauffierte die bekoksten Tatwilligen in seinem Auto durch die Nachbarschaft, bis man ein geeignetes Etablissement ausgespäht hatte. Auch am 18. April 2011 sollen zumindest Tolga B. und Semih T. tatlustig gewesen sein. Doch die Brüder Koc verweigerten sich. Süleyman Koc, indem er tiefen Schlaf vortäuscht.
Dass den Serienräubern bereits seit dem Überfall vor zwei Wochen auf eine Spielhalle in der Lübecker Straße die Polizei auf den Versen zu sein scheint, ficht die jungen Kriminellen nicht an. Tolga B., der eigentlich aus gut betuchten Verhältnissen stammt, sagt: "Sie fuhren immer hinter uns her. Die Handys haben auch komische Geräusche von sich gegeben."
Nach dem Coup auf ein Café in der Prinzenallee, bei dem die jungen Männer rund 2.115 Euro erbeuten, schlägt man in der Moabiter Wohnung, in dem die Brüder Koc gerade schlafen, wieder auf. Kurz darauf stürmt ein Sondereinsatzkommando die Wohnung.
Sedat K., der Bruder des bis dahin erfolgreichen Drittligisten ist noch immer wütend, wenn er davon berichtet, wie Sehmi T. bei Süleyman Koc in die Potsdamer Wohnung einzog. "Mein Bruder hat nicht einmal Kaugummi geklaut", schimpft er. Er sei, anders als er, unbestraft, völlig clean. Nach wochenlanger 'Gehirnwäsche' des Semih T. hätte 'Sülo' aber nachgegeben: "Okay, ich fahr' dich." Auch ihn, Sedat K., hätten sie auf diese Weise herumgekriegt. "Tu uns den Gefallen. Du musst nur spielen", sollen sie gesagt haben.
Uneinigkeit besteht bislang nur über die Höhe der Beute. Zudem blieb bisher offen, wer am 28. Februar 2011 dem Angestellten Yawah Sa. in der Shisha-Bar in der Perleberger Straße den Aschenbecher auf den Kopf schlug, um ihn außer Gefecht zu setzen.
Am 1. Dezember 2011 (9:00, Saal 700) wird das Gericht in die Beweisaufnahme treten. Es sollen weitere Zeugen, ein psychiatrischer Forensiker gehört sowie Aufzeichnungen eines Videos gezeigt werden.
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Zweitligist Guido Kocer war lediglich bei einem Raubzug, und zwar am 8. April 2011 als 'Späher' aktiv. Kocer trieb die Lust auf Abenteuer, als er zu diesem Unternehmen sein Ja-Wort gab. Er sagt: "Ich wollte nicht als Idiot dastehen." In seiner Einlassung bedauert er: "Ich kann's im Nachhinein nicht fassen, dass ich sowas gemacht habe."