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krimirezensionen ab 2003

 

Liza Marklund
"MIA"
Rowohlt TB März 2004
ISBN 3-499-22988-9
9,90 €

Im kulturellen Borderline

von Barbara Keller


Die traumatische Geschichte, die Mia Eriksson erzählt, niedergeschrieben von der schwedischen Schriftstellerin Liza Marklund, beruht auf wahren Begebenheiten. Eine junge Schwedin verliebt sich in einen libanesischen Mann. Doch die Beziehung scheitert. Die Trennung, herbeigeführt durch die Frau, lässt Kulturen aufeinanderprallen. Dem Terror und der Gewalt, die der verlassene Mann seiner ehemaligen Geliebten gegenüber entfesselt, sind die schwedischen Behörden nicht gewachsen. "Mia" ist ein atemloser Dokumentarroman über die jahrelange Flucht einer Frau vor zynischer Rache und Gewalt durch Schweden.

Mia Eriksson lernt durch ihre Arbeit als Flüchtlingshelferin einen libanesischen Mann kennen und lieben. Doch bald ist die Beziehung zu diesem Mann von Einschränkungen und Gewalt geprägt. Mia verlässt mit der gemeinsamen Tochter ihren Verlobten. Der Alptraum beginnt. Denn ihr Freund, der die Trennung nicht akzeptieren will, verfolgt, schlägt, misshandelt und bedroht sie. Kein Versteck scheint sicher.

Verzweifelt versucht Mia sich und ihre Familie vor den Übergriffen ihres Ex-Partners zu schützen. Sie sucht Schutz in einem Frauenhaus. Aber bald haben er und seine libanesischen Freunde, die loyal zu ihrem Geschlechtsgenossen und Landsmann stehen, die Lage völlig im Griff. Schnell ist Mias Versteck ausgekundschaftet. Das Frauenhaus wird belagert, tagelang parken die Männer ihren Wagen vor dem Haus. Sie demolieren die Hauswand, beschimpfen Mia öffentlich.

Aber die Mühlen der Bürokratie mahlen auch in Schweden langsam und umständlich. Zudem ist den Männern - obwohl es bereits die Spatzen von den Dächern pfeifen - konkret schwer etwas nachzuweisen. Und trotzdem Emma, Mias kleine Tochter, durch den väterlichen Terror unter Schock steht, ist das Besuchsrecht des Vaters behördlich kaum zu kippen.

Als Mia endlich ihren Peiniger anzeigt, muss sie die Anzeige wegen massiver Morddrohungen gegen ihre Familie wieder zurücknehmen. Die schwedische Polizei und die schwedischen Behörden scheinen machtlos.

Immer wieder fragte sich Mia, wie gerade ihr das passieren konnte. Ihr, die behütet in einem liebevollen Elternhaus aufwuchs. Mia, eine ganz normale, schwedische Frau, Mutter zweier Kinder, Reihenhausbesitzerin und Bankangestellte. Nach einer dreijährigen Odyssee der Verfolgungen entschließt sich die junge Frau samt neuem Freund, Schweden für immer zu verlassen. - So endet der Marklunds Roman, der sicher kein spektakuläres Einzelschicksal schildert und der spannend geschrieben nach dem Umblättern der letzten Seite 415 zu einem zweiten, nun gelasseneren Lesen einlädt.


Liza MarklundLiza Marklund (*1962, Nord-Schweden). Ging mit 19 Jahren nach Tel Aviv (Orangenbäume pflanzen), darauf nach London (Pizza verkaufen). Studierte in Schweden Journalismus und arbeitete bei diversen Zeitungen und Zeitschriften. Darunter: als Nachrichtenchefin des schwedischen Privatsenders TV 4. Lebt mit ihrem als Fernsehproduzent beschäftigten Mann und ihren drei Kindern in Stockholm.


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