sitemap
Hexenberg Ensemble Kanzlei Hoenig
der Möhrenkiller
zur Startseite
Mitfahrgelegenheit, blablacar

berlinkriminell.de
krimirezensionen ab 2003

 

Markus C. Schulte von Drach
"Furor"
dtv April 2005
ISBN 3-423-2440-2
14,50 €

Strittige Hirnmasse

von Barbara Keller


Wilder-Penfiel-Institut für Hirnforschung, München. Der renommierte Wissenschaftler Prof. Christian Raabe kommt auf dubiose Weise ums Leben. Hirnzertrümmerung durch unsachgemäße Fahrstuhlnutzung. Der Patient ist hirntot. Selbstmord heißt die Diagnose der Kripo. Sichtlich getrieben von Zeitnot hinterließ Raabe jedoch in den letzten Augenblicken seines Lebens auf dem Anrufbeantworter seines Sohnes die Bitte, seine gesamten Forschungsergebnisse auf dem Institutscomputer zu löschen. Sohn und Medizinstudent Sebastian Raabe ist alarmiert: Hier stimmt was nicht.
Zeitgleich ermittelt ein Untersuchungsausschuss im Deutschen Bundestag gegen deutsche Elitetruppen, die ein grausames Massaker an Zivilisten im Sudan verübten. Den Zusammenhang zwischen beiden tragischen Ereignissen deckt Sebastian Raabe mit Hilfe seiner Freunde auf und begibt sich damit in Todesgefahr. Hirnforschung, darin liegt viel Potenzial – zum Segen wie auch zur Geißel der Menschen: Kontrolle und Manipulation, aber auch Fortschritt in Hinblick auf neurologische Erkrankungen. Markus Schulte von Drach hat den heiß umstrittenen Stoff zur Grundlage eines spannenden Science-Fiction-Krimis gemacht.

Als Professor Christian Raabe stirbt, ein tragischer Selbstmord, wie es heißt, ist man Dank Wissenschaft bereits in der Lage, Erinnerungen des Menschen, post mortem, digital zu speichern. Raabe arbeitet an der Speicherung menschlicher Erinnerungen am lebenden Objekt und hat Erfolg. Eine Organisation des Deutschen Nachrichtendienstes bezeugt brennendes Interesse, beißt jedoch bei dem verantwortungsvollen Wissenschaftler auf Granit. Nicht ohne Folgen, wie man weiß.

Sebastian Raabe studiert am selben Institut wie sein Vater. Das Verhältnis zu dem oberlehrerhaften Forscher ist unterkühlt. Als Sebastian die Endgültigkeit des Todes seines Vaters begreift, später auch die Tatsache, dass hinter dem scheinbar schicksalhaften Tod ein Verbrechen steckt, macht sich Racheengel Sebastian zusammen mit seinen Freunden auf die Spur der Täter.

Der Schlüssel zu aller Recherche überhaupt ist das Passwort zum Computer des Verstorbenen. Die gewohnheitsmäßig in der Münchener Lokalität "Last Experience" tagenden Freunde müssen ihren gesammelten Hirnschmalz aufbieten, um an das Passwort "hic sum!" zu kommen. - Ein frustriertes brüderliches Saufgelage bringt es schließlich ans Tageslicht.

Nachdem Sebastian Raabe die charmante Journalistin Sareah Anderwald kennen lernt, entwickelt sich einiges rascher. Zum einen das Liebesleben des Todunglücklichen, zum anderen die Aufklärung des Falls Raabe. Relativ schnell wird den ermittelnden Beteiligten bewusst, dass ihnen die Angelegenheit aufgrund politischer Relevanz über den Kopf wächst. Sareah Anderwald kann allerdings die Koryphäe Professor Dr. Christof Altmann, Neurologe und Expolitiker, helfend ins Spiel bringen. Leider etwas spät.

Denn den Karren aus dem Dreck ziehen muss das Kleeblatt Sebastian, Mato, Hobbes, Sareah dann schließlich selbst. Autor von Drach greift auf der Zielgeraden des Romans so richtig in die Tasten. Lässt Sebastian, verfolgt durch einen Killer, im Affenzahn durch den Belüftungsschacht des Instituts kriechen, inszeniert eine Verfolgungsjagd durch den Heizungskeller des Hauses, zerstört dessen Kessel und Elektroanlage, um schließlich das Gebäude in einer Art infernalem Erdrutsch zum Einsturz zu bringen.

Derweil führt Kleeblattmitglied Hobbes das gesamte Aufgebot der Münchener Polizei in einer aufregenden Verfolgungsjagd an der Nase herum, um gerade recht zum Einsturz des Instituts zu kommen. Unerwähnt bleiben soll nicht die winkende Hand des gerade grausam 'verbleichenden' Killers, der zuvor und natürlich völlig zu recht in der Auseinandersetzung mit Sebastian die linke Gesichtshälfte einbüßen muss. "Liebe mit Schießen" heißt die Klaviatur, die Autor von Drach am Schluss des Romans etwas aufdringlich bedient.

Na ja. Wer den Stift hat, hat die Macht. Über einige Ungereimtheiten des Plots liest es sich trotzdem flott hinweg. - Spannend, vor allem auch wegen der Kompetenz im Stoff.

"Markus Christian Schulte von Drach, Jahrgang 1965, ist promovierter Biologe und arbeitet als Politik-Redakteur bei sueddeutsche.de. Zuvor Wissenschaftsjournalist u. a. für die "Süddeutsche Zeitung", "Berliner Zeitung", "Die Welt". Der Autor lebt in München." (... sagt der dtv Verlag)


der MöhrenkillerM. C. Schulte von Drach
Eigenwerbung!Barbara Keller, Sieht so eine Mörderin aus?
Kanzlei Hoenig