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krimirezensionen ab 2003

 

Ralph Gerstenberg
"Das Kreuz von Krähnack"
grafit September 2004
ISBN: 3-89425-293-6
8,40 €

Tot im Dorfteich

von Barbara Keller


Zwar ist Mayerhoffer Gärtnereibesitzer des verschlafenen uckermärkischen Dorfes, in dem mörderische Dinge vor sich gehen. Aber er ist nicht der Täter. Auch wenn ausgerechnet zwei der vier Roman-Toten seinen Morgenweg säumen und zunächst er ins Fadenkreuz der örtlichen Ermittlungen gerät. Mayerhoffer findet einen angeblicher Mönch und den gekreuzigte Schlossbesitzer. Tot im Dorfteich.

Bernhard Oeser befindet sich privatim auf einem Seminar in der Uckermark. Der fähige Berliner Kommissar hat bereits zwei Herzinfarkte hinter sich, ist an den Schreibtisch verbannt und lebt einer drohenden Frühpensionierung entgegen. Mit dem "Life-Work-Balance-Seminar" hofft er, seiner Gesundheit auf die Sprünge zu helfen.

Aber das lebensfremde, überarbeitete "Kreativgesocks" des Seminars geht ihm auf die Nerven. Und die junge Journalistin Abendroth vom "Märkischen Kurier", die einen Beitrag über dieses Seminar verfassen will, nicht minder. Als eine Kolonne Blaulichter Alarm jaulend durch die Dorfstraße fegt, schlägt für Oeser die Minute der Erlösung. Er beginnt ungefragt zu ermitteln. Zur Seite steht ihm die zunächst beargwöhnte Provinzpressetante Abendroth, mit der Oeser schließlich ein Herz und eine Seele wird.

Es bedarf einigen Ermittlungsgeschickes, dem Eigen- und Innenleben des uckermärkischen Provinzörtchens auf den Puls zu fühlen. Doch dann eröffnet sich Oeser ein Absurditätenkabinett reinsten, nachwendedeutschen Couleurs. Da ist einmal die überalterte, arbeitslose, ortsansässige Bevölkerung. Aus deren Gruppe ehemalige, schnell gewendete Funktionäre positionell herausragen.

Dann ist da auch Wessi-Schlossbesitzer Carlos Roda, der sich zum Schrittmacher dieser rat- und mittellosen Dorfspezies krönt und der weiß, wie Geld auch in der Wüstenei in Fluss kommt. Der Performancekünstler versieht nicht nur alle Bilder und Skulpturen mit seinem eigenen Antlitz. Er sucht und findet auch die nähere Bekanntschaft aller ansehnlichen Ehefrauen der Gegend.

Zum skurrilen uckermärkischen Ambiente zählen zudem die nahe Oranienburger Strafanstalt, ein buddhistisches Kloster und die auf ehemaligem, russischem Militärgelände heimische polnische Polenmafia.

Was Journalistin Abendroth, der schwachsinnige Bürgermeistersohn Jonathan Berggruen und schließlich auch schnöder Inzest mit dem "Kreuz von Krähnack" zu tun haben, lese man in dem amüsanten Krimi von Ralph Gerstenbergs, der übrigens in einem blutigen Geiseldrama gipfelt.

Ralph Gerstenberg (*1964), nach dem Abitur Arbeit als Buchhändler, Kleindarsteller und Journalist. 1991-1997 Studium der Neueren Deutschen Literatur, Kulturwissenschaft. Seit 1997 freiberufliche Tätigkeit als Autor und Journalist. Bereits erschienen im grafit Verlag: "Grimm und Lachmund", "Ganzheitlich sterben", "Hart am Rand".



der Möhrenkiller R. Gerstenberg: Das Kreuz von Krähnack

Berliner Lesung
(7. Oktober 2004)


Eigenwerbung!Barbara Keller, Sieht so eine Mörderin aus?
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