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krimirezensionen ab 2003

 

Carmen Korn
"Tod eines Klavierspielers"
Fischer Mai 2004
ISBN 3-596-16210-6
7,90 €

Einer, der bleibt ...

von Barbara Keller


Brühheißer Sommer in Hamburg. Sieben Frauenmorde geschehen. Der Serientäter hinterlässt Tätowierungen als kryptische Botschaften. Single Privatier Vera Lichte, die das erste Mal in ihrem Leben wirklich liebt, hat einen neuen Nachbarn: Pianist Philip Perak. Der hat das Zeug zu einem Mörder mit Serienprofil - meint Vera. Ihre neue Liebe Jef ist mit dem Hamburger Milieu verbandelt. Auch dort gibt es zwei Tote. Wer ist die "Mondfrau"? Und: ist Jef einer, der bleibt? Vera und Fotograf Freund Nick sind dem Mörder auf der Spur.

Auch in einem Hamburger Hochsommer können die lieben Nachbarn in einem Mehrfamilienhaus das sein, was sie überall sind: Fluch, Segen, manchmal auch schicksalhaftes Verhängnis. In Carmen Korns "Tod eines Klavierspielers" heißt der unheimliche Single von Nebenan Philip Perak. Ein Urlauber auf Lebenszeit wie Vera Lichte, die vom Schlager-Ruhm ihres Vaters, sprich: den GEMA-Ausschüttungen, zehrt.

Philip Perak ist ein einsamer Pianist ohne Wirkungsfeld. Er spielt den "kalten Finger". - Kompositionen, die seine Lebedame von Nebenan nicht erwärmen. Die sehnt sich zunehmend nach der wohltuenden Normalität ihrer Vorgängernachbarn. Eine turbulente Familie mit Kindern. Als in Hamburg ein Serienmörder sein Unwesen treibt, fällt Veras Verdacht nicht ohne Grund auf Philip Perak, den Mann mit den seltsamen Allüren und sexuellen Ambitionen.

Verdächtig könnten in diesem Buch eigentlich alle sein. Veras neuer Liebhaber, dessen Mutter und Stiefschwester im See ertranken ebenso wie Leos neuer Seitensprung Harlan.

Carmen Korns Krimi spielt in einer gedachten, mehr oder minder fröhlichen Hamburger Privatierswelt rund um die mit Live-Musik bespielte Bongo-Bar. Einer Bar mit Tücke. Die Beteiligten sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, habe alle eine etwas schwierige Kindheit zu bewältigen und neigen - wie Vera und Jef - halbseitig dem Ödipussyndrom zu. Man ist formorientiert, stil- und standesbewusst. Ansonsten etwas steifbeinig und desorientiert.

Die verrufene, gemütliche Note bringt das Plätschern der Getränke beim Eingießen. In Gläser - natürlich aus dem Familienerbe. Mit anderen Worten: es wird ganz schön getrunken. Kein Wunder angesichts der Menge an persönlichen Problemen und toten jungen Frauen. Sieben werden es am Ende sein. Und acht den Opfern eintätowierte Buchstaben.

Wer sich auf ein klares Ende mit erfreulichem Ausgang freut, sei vorgewarnt: es kommt anders, als man denkt!


Carmen Korn: Schriftstellerin und Journalistin (zwei Kinder). Lebt in Hamburg. Früher: Redakteurin beim STERN, Mitarbeiterin bei BRIGITTE und DIE ZEIT. Zahlreiche Kriminalromane in der Hamburger Reihe "Schwarze Hefte". Darunter für "Der Tod in Havestehude" mit dem Marlowe-Preis prämiert. "Thea und Nat" auch als ZDF-Verfilmung mit Corinna Harfouch und Helmut Berger in den Hauptrollen.



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