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krimirezensionen ab 2003

 

Jodokus D. H. Temme
"Wer war der Mörder?"
Pendragon Verlag 11.2010
ISBN-10: 3865321984
12,95 €

Kriminelle Perlen des Vor- und Nachmärz

von Barbara Keller


Dagewesenes brandneu! Das ist wirklich einmal eine Perle unter den Neuauflagen! Der Pendragon Verlag gibt drei Kriminalgeschichten und eine düstere westfälische Sage, geschrieben von einem Kenner des Fachs heraus. Jodokus D. H. Temme, jahrelang Richter und Staatsanwalt in Berlin, Tilsit und Münster, verkleidet Kriminelles aus eigenem Repertoire zu packendem Erzählstoff. Dass die Geschichten des 2. Direktors des Berliner Kriminalgerichts von1844 bereits mehr als 150 Jahre alt sind, gibt ihnen eine weitere spannende Note...
Ein dekorierter Hauptmann verroht nach längerer Dienstzeit auf dem Felde. Sein Nervenkostüm und sein Gefühlshaushalt haben gelitten. Ein im Schädel stecken gebliebenes Geschoss versetzen den ansonsten wohlgelittenen, gerechten Mann in Ausnahmezustände, die ihn für andere gefährlich werden lassen. Ein Ausnahmeereignis veranlassen den betuchten Mann schließlich, den Dienst zu quittieren.

Von den Schlachtfeldern hat sich der Hauptmann einen besonderen Engel mitgebracht: eine 12-jähriges Vollwaise. An ihr will er sein durch den Krieg gelittenes Gewissen renovieren. Doch was anfangs wie eine Lovestory mit Happy End aussieht, mutiert zusehens zur bitteren Tragödie und zum blutigen Kriminalstück, in dem die Geistesgabe und die Autorität des königliche Ermittlers gefragt sind.

Auch bei einer weiteren Geschichte geht es um den schnöden Mammon Geld als Tatmotiv. Sie beginnt mit einem schönen Auftakt, versandet aber dann auf den unsicheren Postwegen Preußens. Eine junge Dame, ebenfalls Vollwaise, reist mit einer guten Erbschaft um die Hüften ihrem Bräutigam in spe zu. In Tilsit soll ein rauschendes Hochzeitsfest stattfinden, dass ihr der junge, erfolgreiche Kaufmann (ihre Jugendliebe) ausrichten wird. Doch unterwegs begegnet der rosigen Braut ein Betrügerpaar, dem sie leider ihr ganzes Vertrauen schenkt. Ein weiteres Manko hemmt die noch duftende Knospe des Glücks in der Realität der damaligen Postverhältnisse...

Mehr soll hier nicht verraten werden. Der aus Nordrhein-Westfalen gebürtige Autor und Richter Temme hat auch in diesen beiden Kriminalgeschichten seine Erfahrungen als Jurist und Ermittler spielen lassen. Temme, ein aufgeklärter Beamte verlor unter dem preußischen Monarchen während der Revolutionszeit 1848 seine Reputation und wider alle Gesetze seinen Job, nicht nur weil er als linker Demokrat und Abgeordneter mit Verve in der Nationalversammlung auftrat. Richter Temme geriet mit Verlust mit dem König über das Scheidungsrecht über Kreuz.

Zuletzt verdiente Temme erfolgreich das Brot für sich und seine Familie mit der Schriftstellerei. Unter anderem mit Gerichtsreportagen, Kriminalgeschichten, die er auch in der damals beliebten Zeitschrift die "Gartenlaube" veröffentlichte.

Fazit: Schaurige Zeitzeugnisse! Eine Perle unter den literarischen Ausgrabungen!


"Jodokus Donatus Hubertus Temme, geb. 1798 in Lette bei Oelde. Nach dem Jurastudium absolvierte er sein Referendarexamen am Oberlandesgericht Paderborn. 1848 erfolgte seine Berufung zum Staatsanwalt in Berlin und zum Vizepräsident des Oberlandesgerichts in Münster. Wegen seiner demokratischen Anschauungen wurde er angeklagt und 1850 in einem spektakulären Prozess, nach 33 Dienstjahren ohne Pensionsberechtigung aus dem preußischen Staatsdienst entlassen. Die Entlassung kam einem Berufsverbot gleich. Als Temme 1881 im Exil in Zürich stirbt, hinterlässt er ein Gesamtwerk, das 150 Bücher umfasst. Temme ist ein Pionier der Kriminalliteratur in Deutschland, in deren Mit telpunkt weniger das Verbrechen selbst, als viel mehr die ausführliche Schilderung seiner Aufklärung mit Hilfe von Indizien steht." (...sagt der Pendragon Verlag)

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