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krimirezensionen ab 2003

 

Hannelore Cayre
"Der Lumpenadvokat" *
Unionsverlag 2007
ISBN-10: 3-293-00379-6
12,90 €

Der Marc Dutroux der Rechtsanwaltskammer

von Barbara Keller


Christophe Leibowitz, Pariser Rechtsanwalt, verdient als Pflichtverteidiger sein karges Brot. Er ist am Ende seiner Kräfte, als ihm ein korrupter Kollege ein verlockendes Angebot macht. Die Offerte des gut im Futter stehenden Strafverteidigers Dalil Lakdar lautet auf auf zwei Millionen Euro und bringt Leibowitz zunächst in den Knast von Fresne und in die Gesellschaft des albanischen Zuhälters Dragan Dostom.
"Strafrecht ist eine Droge, die die Seele zerstört", lässt Hannelore Cayre den Protagonisten ihres neuen Krimis Christophe Leibowitz erklären. Und: "... die keine haben, denen macht es gar nichts." Leibowitz weiß, wovon er spricht. Er ist selbst Rechtsanwalt und wie die Pariser Autorin an das Elend der Pflichtverteidigung und Schnellverfahren gewöhnt.

Seit 15 Jahren arbeitet Single Leibowitz als Rechtsanwalt im Strafrecht. Als emporgekommener Kleinbürger und Jude fühlt er sich in Hinblick auf sein Herkommen als ein Nichts. Seine Karriere steckt trotz Mühen bereits im Ansatz fest.

In einem Herbst glaubt Leibowitz der schmutzigen Realität seines Berufsalltags nicht mehr gewachsen. Er betrinkt sich, wird gegenüber dem Vorsitzenden der Rechtsanwaltskammer ausfällig. In diesem schweren Augenblick tritt der ölige Kollege Dalil Lakdar mit einer Offerte an Leibowitz heran, der er nicht widerstehen kann: lukrative Kooperation im schmutzig Kleinteiligen.

Nicht viel später finden wir Christophe Leibowitz weitgehend zuversichtlich im Gefängnis von Fresne, einem Ausbildungsknast, sich eine Zelle mit einem albanischen Zuhälter teilen. Leibowitz vertreibt sich die Zeit mit Madame Bovarys "Erziehung der Gefühle", einer Profanübersetzung ins Albanische für seinen Zellgenossen und der Aussicht auf eine Millionensumme. - In seiner Zunft gilt Leibowitz jetzt als der "Marc Dutroux der Pariser Rechtsanwaltskammer".

Doch das Idyll mit seliger Aussicht im Morgen zerstört ein plötzlicher Mordanschlag auf den gerissenen Rechtsanwalt. Das Pflaster wird heiß für ihn, während eine Entlassung nicht in Sicht ist.

Fazit: Das schmale, hochbrisant spannende Krimibändchen hat einiges Relevante zur Janusköpfigkeit der Strafrechtsrealität zu sagen. Witzig, klug.

"Hannelore Cayre – Tochter einer österreichischen Mutter, was den nicht allzu französischen Vornamen erklärt – ist Strafverteidigerin, schreibt Romane und lebt mit ihrer Familie im 19. Arrondissement von Paris. Davor war sie Finanzchefin bei einer Filmproduktionsfirma und nebenbei Filmemacherin, ihr Kurzfilm Albertina a magri wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Allerdings fing das Finanzwesen an, sie zu langweilen; die Juristerei hingegen wurde ihr immer faszinierender. Cayre spezialisierte sich auf Strafrecht und wurde Pflichtverteidigerin – genau in dem Milieu, das sie in ihren Romanen um den Anwalt Christophe Leibowitz beschreibt: an den Rändern der Gesellschaft, dort, wo man als Honorar manchmal in Naturalien bezahlt wird – eine Kiste Tomaten, Knoblauch oder Hühner. »Als Strafverteidigerin in Créteil arbeitet man mit und in dem Milieu, das aus der Immigration entstanden ist«, sagt sie und findet dieses Milieu faszinierend und spannend.

Ein schwerer Unfall, nach dem sie beinahe querschnittgelähmt war, konnte ihre Energie, ihr Engagement für ihre Klientel und ihren genauen Blick für die tragikomischen Seiten ihres Berufs nicht schmälern. Im Gegenteil … Vier schwarzhumorige und raffiniert geschriebene Abenteuer um den Lumpenadvokaten Leibowitz sind geplant, zwei davon unter großem Applaus der französischen Kritik und der Leserschaft schon erschienen, und Verfilmungen sind in Vorbereitung.". (... sagt der Unionsverlag)

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