Man muss nicht unbedingt betroffen sein von der Thematik, um diesen besonderen Debütkrimi Klaus Erfmeyers zu mögen. Aber es bereitet doch gerade Insidern einmal eine gewisse Freude, die Karriere eines so gearteten, mittelmäßigen, seinen Mandanten notorisch loyalen Rechtsvertreters hin zu ganzer Machtfülle zu folgen. - Das aus berufenem Mund, denn Erfmeyer arbeitet selbst als Rechtsanwalt.
Stephan Knobel ist ein unsicherer junger Mann. Ein Einzelgänger, der seine profillose Existenz an eine dominante Rechtsanwaltstochter hängt. Seine Freundin, Verlobte, dann Frau, Lisa, ist ebenfalls Jurastudentin, als sie sich kennen lernen und der Augenstern ihres allein erziehenden Vaters, dessen Kanzlei sie einmal übernehmen wird.
Seine ersten Schritte als Junganwalt in die fremde Arbeitswelt der Paragrafen unternimmt Knobel mit Unterstützung des allbekannten 'Vitamins B'. Lisas Vater verbindet eine alte Schulfreundschaft mit Dr. Hübenthal, in der Knobel nun debütiert. In aller Unscheinbarkeit zunächst auf dem billigen Rang in Zimmer Nummer 301.
Knobel fühlt sich anfangs als ein durch und durch durchschnittliches Nichts. Während die unnahbare Lisa, wie ihm scheint, praktisch mühelos und von ihrem Vater gefördert die Karriereleiter Stufe für Stufe meistert. Das Scheitern ihrer Beziehung scheint bereits vorgezeichnet.
Doch dann ändern sich urplötzlich die Prämissen. Generös überträgt ihm Senior Dr. Hübenthal Fälle seines Toppmandanten Rosenboom. Ein hiesiger Industrieller und ehemaliger Schulfreund von Dr. Hübenthal.
Der bald auch zum Sozius gekürte Knobel fühlt sich geehrt. Der Sinn seines rechtsanwaltlichen Tuns bleibt ihm jedoch verschlossen. Immer wieder hetzt ihn Rosenboom auf die Abwehr berechtigter Klagen oder klagt sinnlos selbst, um schließlich jedes mal klein bei zugeben.
Knobel beginnt zu recherchieren. In der Germanistikstudentin Marie findet der werdende Vater Knobel eine Liaison und mit ihr die Lösung des Geheimnisses um Rosenbooms seltsame Spiegelfechtereien. Die Ereignisse kulminieren schließlich in dem gewaltsamen Ableben Weinsteins (Rosenbooms Kontrahenten) und einem folgenreichen Waldspaziergang in die Bittermark. - Ob und (wenn) wie Knobel, womöglich als strahlender Sieger, dem Ansturm aller Anforderungen gerecht wird, lesen Sie bitte selbst. Es lohnt sich.