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Sabine Thiesler
"Der Kindersammler"
Heyne 10.2006
ISBN: 3-453-02454-0
8,95 €

Die stumme Zeugin

von Barbara Keller


Der Braunschweiger Alfred Heinrich ist 40 Jahre alt, als er das Zentrum seines blutigen Wirkens von Berlin Neukölln auf eine idyllische Finka in die Toskana verlegt. Sein Kerbholz prägen die Jahre 1970, 1983, 1986, 1994, 1997, 2000. Heinrich ist scheinverheiratet mit einer Kindergärtnerin und heißt jetzt Enrico Fischer. Sein Hobby: kleine, blonde, aufgeschlossene Jungs kidnappen, zeremoniell in einer längeren Prozedur zu Tode bringen, um sie danach verschwinden zu lassen. Erst eine hartnäckige Mutter und eine passionierte Berliner Ermittlerin scheuchen den Serienmörder aus seinem Nest. Doch zu welchem Preis!
Nein, eine schöne Kindheit hatte der Braunschweiger Alfred Heinrich weiß Gott nicht. Und nachdem sein Beschützer, Bruder Rolf, an Leukämie gestorben war, musste Alfred zusehen, wie er zurechtkam. Was aus ihm wurde? Mit dieser gefühlsarmen Mutter und dem brutalen Vater? - Ein seelischer Krüppel, natürlich. Ein Engelmacher der besonderen Art, der menschliches Leid en Gros produzierte. Alle drei Jahre.

Alfred Heinrichs Wirkungsfelder: als Urerlebnis - eine Autobahnbrücke bei Braunschweig, Braunschweig selbst, Berlin (Neukölln) und dann die Toskana. Die Namen der Opfer: Daniel, Benjamin, Felix, Filippo, Marco. Ja, richtig. Jetzt haben wir es: der Mann, den nichts als kalter Hass bewegte, als er seine hilflose Mutter zum Ertrinken in die Badewanne setzte, ist ein Serienmörder.

Die Berliner Ermittler haben es zunächst nur mit einem Mord zu tun. Mit dem Mord an Benjamin Wagner. Der kleine, zutrauliche Junge ist versetzungsgefährdet, treibt sich in Kaufhäusern und in der Gegend herum, weil er seine Eltern nicht zu enttäuschen wagt. Vor allem nicht seine an Multiple Sklerose erkrankte Mutter. Dann ist der Junge plötzlich verschwunden, um später tot in einer Laubenpiepersiedlung in Neukölln gefunden zu werden.

Hauptkommissar Schwiers glaubt an die Täterschaft des Vaters. Doch trotzdem die Beweise nicht reichen, um Peter Wagner festzusetzen, bleibt Schwiers bei seiner persönlichen Überzeugung. Schließlich muss die Akte doch geschlossen werden. Der Fall bleibt ungelöst.

Ungelöst bleibt auch das geheimnisvolle Verschwinden des zehnjährigen Marc. Dem Sohn des Ehepaars Golombke, der an einem glücklichen Urlaubsabend vom Hof des Toskanischen Ferienhauses weg lautlos und für immer verschwand. Achtzehn Jahre später macht sich Anne Golombke, allein und ohne ihren Mann Harald, noch einmal auf den Weg in die Toskana. Sie will das Kapitel endlich abschließen. Irgendwie.

Und auch die Berliner Kripobeamtin Mareike Koswig begibt sich mit ihrer Lebenspartnerin Bettina und den beiden Adoptivkindern auf eine Urlaubsreise mit demselben Ziel. Nach einer ZDF-Reportage über in der Toskana verschwundene Kinder, spürt die passionierte Ermittlerin Zusammenhänge, die sie ihrem Chef Schwiers nicht plausibel machen kann.

Natürlich lernen sich Anne Golomke und Mareike Koswig kennen. Und selbstverständlich kommen beide dem Mörder gefährlich nah. So nah, dass die Reise ein unvergesslicher Horrortrip mit unabsehbaren Folgen für alle wird.

Fazit: "Der Kindersammler" ist ein spannender Debütthriller, der in aller Eindringlichkeit und Einfühlsamkeit auch einmal die seelischen Verwüstungen auf der Seite der Hinterbliebenen aufzeigt. Wunden, die eben nicht mehr heilen.


"Sabine Thiesler, geboren und aufgewachsen in Berlin, studierte Germanistik und Theaterwissenschaften. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin im Fernsehen und auf der Bühne und war Ensemblemitglied der Berliner "Stachelschweine". Außerdem schrieb sie erfolgreich Theaterstücke und zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen (u.a. "Das Haus am Watt", "Der Mörder und sein Kind" und mehrere Folgen für die Reihen "Tatort" und "Polizeiruf 110"). "Der Kindersammler" ist ihr erster Roman." (... sagt der Heyne Verlag)


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