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Tino Hemmann
"Vogelgrippe"
Engelsdorfer Verlag 02.2006
ISBN: 3-939404-60-8
10,00 €

Der Urlaubsfall

von Barbara Keller


Holger Hinrich, Chef der Leipziger K1, ist zwar in Urlaub, aber er kann gar nicht anders. Als der aufgeweckte kleine Kevin, mit dem er gerade noch an einem mecklenburger See gekickt hat, verschwindet, mischt sich der Kriminaloberhauptkommissar in die Ermittlungen der hiesigen Kripo ein. Während Kevin im Keller der sozial verwahrlosten Geschwister Gottlob darbt, verschwindet auch Freund Matti. Und kurz darauf wird die Leiche der seit zwei Jahren vermissten 19-jährigen Ulrike Lumkewitz gefunden.

Jetzt hat Autor Tino Hemmann, seiner Raupensammlung Verschwundene-Jungs-Krimis einen weiteren hinzugefügt: "Vogelgrippe" heißt bezeichnenderweise sein neues Werk, das während des Medienhype um verdächtig hustende und fiebernde Flugvögel entstand. Ein Thema, das derzeit ganz aus der Mode ist.

Auch in "Vogelgrippe" verschwindet zunächst einmal ein blond gelockter kleiner Junge. Kevin Franke, zwölf Jahre alt. In einem 42 Seelen zählenden Dorf namens Zellerau. Einfach so von der Straße weg.

Gerade noch hat Kevin den verlausten Dorfköter Jockey von der Straße gelockt und ihm damit das Leben gerettet, als er selbst vor der Stoßstange des roten Kadett zu liegen kommt. Um nackt und bloß im Keller des psychopathen ältlichen Geschwisterpaares Gottlob im Nachbardorf zu erwachen, das dubiose Geldgeschäfte im Nebenjob besorgt.

Natürlich ist das Ehepaar Franke um das Verschwinden ihres Ältesten sehr besorgt. Und auch Matti Semmer, das einzige weitere Kind in Zellerau außer den vier Franke-Sisters, ein treuer Freund Kevins, stehen die Tränen in den Augen. Wenig später wird auch Matti vermisst. Auf dem einsamen Aldi-Parkplatz bleibt gerade einmal ein angebissenes Eis von ihm zurück.

Doch während die Zeit im Keller der Gottlobs gegen Kevin und dann auch Matti läuft, treten die Ermittlungen der Polizeidirektion Schwerin unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Maik Feldmüller auf der Stelle.

Zum Glück macht der geniale Holger Hinrich (59), Chef der Leipziger K1, gerade mit seiner treuen Gattin Maria in der Pension "Seeblick" Urlaub. Natürlich kann sich Hinrich nicht aus dem Fall raushalten. Schon gar nicht, als er sieht, dass der Wagen des Ermittlungsleiters Feldmüller auf dem Beweisstück Nummer Eins parkt: der Badehose des verschwundenen Kevin.

Dass die zunächst verfeindeten Kollegen Hinrich/Feldmüller, dann ein Dreamteam in Amtshilfe, mit ihren Ermittlungen schließlich bitter auf Granit beißen, ist wohl Hemmanns Hang zum globalen Komplott geschuldet. Denn auch in Meckpomm, so will es der Autor, ist das Individuum den Intrigen der Mächtigen ausgeliefert, deren langer Arm sich gnadenlos an den Familien Franke und Semmer bedient. Das kannten die Mecklenburger bereits zwei sauere Diktaturen hindurch. – Sommerlich unterhaltsam. Am besten in Meckpomm am See lesen!


"Tino Hemmann (*Februar 1967, Leipzig). Beginnt mit zehn Jahren, erste Texte auf Papier zu bringen. Besucht den Klub Schreibender Arbeiter in Leipzig und lernt real sozialistische Literaturvorstellungen kennen. Nach Lehre, Abi und Hochschule, Hochzeit, Nationale Volksarmee, kurze Lehrertätigkeit, Sturz in die Marktwirtschaft. Über eine Digitaldruckerei gelingt der Weg zum eigenen Verlag. Lebt familiär in dörflicher Idylle mit drei Kindern, Hund und ein paar Katzen, ist aber selten zu Hause. Bekanntestes Werk ist "Der unwerte Schatz". "Wer eines Tages vergessen hat, dass er selbst ein Kind war, ist verloren." Kinder spielen in den meisten Büchern Hemmanns eine Hauptrolle." (...sagt der Engelsdorfer Verlag)


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