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krimirezensionen ab 2003

 

Marek Krajewski
"Der Kalenderblattmörder"
DTV 06.2006
ISBN: 3-423-24539-5
14,50 €

Die dünne Tünche namens Bürgerlichkeit

von Barbara Keller


Im Jahre 1927 werden in Breslau mehrere Morde begangen, die sich nicht nur durch besondere Grausamkeit auszeichnen, sondern vor allem von einem merkwürdigen Charakteristikum begleitet werden: der Mörder lässt am Tatort ein Kalenderblatt mit dem Datum des Mordtags zurück. Was bedeutet das? Kriminalrat Mock ist überzeugt, dass die Lösung dieses Rätsels die Lösung des Falles bedeutet.
KrimiWelt-Bestenliste Juli 2006/arte-tv: Platz 7!

So verhält es sich auch. Allerdings stellt der Autor den Ermittler, dessen Eigenheiten und Schwächen, dessen Privatleben und dessen äußere Umgebung so stark und so gekonnt in den Mittelpunkt, dass das Ergebnis seiner Ermittlungen fast zur Nebensache wird.

Dabei folgt der Leser der Arbeit Mocks und seiner Kollegen ganz und gar chronologisch, kann somit jeden Schritt der kriminologischen Puzzlearbeit nachvollziehen und zeitgleich mit den Ermittlern seine Schlüsse daraus ziehen. Aber dem Leser ergeht es genau wie Mock: es gibt ein Leben neben den Ermittlungen...

Und dieses Leben, das die Goldenen Zwanziger Jahre jenseits von Glamour in trübem und düsterem Licht erscheinen lässt, fesselt und fasziniert mindestens ebenso stark wie die dubiosen Fälle. Dazu kommen die starken und differenziert dargestellten Charaktere, allen voran Eberhard Mock mit seinem Hang zu Alkoholexzessen, seiner Obsession, einen Sohn zu zeugen und seiner Unfähigkeit, die weit jüngere Ehefrau sexuell zu befriedigen.

Die Geschehnisse des Jahres 1927, die die Tage vom 27. November zwei Uhr nachmittags bis zum 27. Dezember neun Uhr morgens umfassen, sind von einer Rahmenerzählung umschlossen, die die Geschehnisse an Mocks Totenbett schildert.

Es handelt sich um eine Art Beichte, in der Mock sich in esoterischen Andeutungen ergeht, die irgendwie (sic!) an die Okultisten erinnern, aus deren Kreisen der Kalenderblattmörder stammte. Oder handelt es sich dabei um ein vertracktes Eingeständnis einer konkreten Tat? So oder so ist diese Wendung nicht ganz nachvollziehbar.

Trotz dieser Schwäche in der Konstruktion handelt es sich bei dem Roman, der in Polen 2004 zum "Krimi des Jahres" gewählt wurde, um ein beeindruckendes und fesselndes Gesellschaftsporträt.


"Marek Krajewski, 1966 geboren, ist Altphilologe und Dozent an der Universität Wroclaw. Seine Krimiserie mit dem Antihelden Eberhard Mock ist in Polen höchst erfolgreich (›Der Kalenderblattmörder‹ wurde als »Krimi des Jahres« 2004 ausgezeichnet), der erste Roman der Serie wird demnächst mit Klaus Maria Brandauer in der Hauptrolle verfilmt." (...sagt der DTV Verlag)


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